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Calais

Räumungen in Virval und am Krankenhaus

Am gestrigen 25. Februar 2021 führte die Präfektur im Stadtteil Vivral und am Krankenhauses erneut sogenannte mise à l’abri-Operationen durch. Es handelt sich um vermeintlich humanitäre Räumungen, in deren Verlauf die Bewohner_innen der betroffenen Camps nominell freiwillig, oftmals aber gegen ihren Willen, in Zentren (CAES) außerhalb von Calais gebracht werden. Während der aktuellen Räumungen wurden mehr als hundert Personen in diese Einrichtungen transportiert und mehr als 20 festgenommen.

Räumung am 25. Februar in Calais. (Foto: Human Rights Observers)

Nach Angaben der Lokalzeitung La Voix du Nord richtete sich die größere der beiden Räumungen gegen rund hundert Exilierte, die auf einem Gelände im Stadtteil Virval, das auf der Rückseite des Krankenhauses gelegen ist, Zuflucht gefunden hatten. Die Räumung sei auf Veranlassung des Grundstückseigentümers erfolgt, der dort Wohnungen errichten wolle. Aus diesem Camp seien rund hundert Personen in mehreren Bussen in CAES gebracht worden. Zur gleichen Zeit fand eine weitere Räumung auf der anderen Seite des Krankenhauses statt, wo seit mehreren Jahren Migrant_innen in einem weitläufigen Brachgelände leben. Bei dieser Räumung seien nach Angaben der Präfektur weitere 26 Menschen in CAES gebracht und 20 wegen irregulärem Aufenthalt festgenommen worden.

Die Human Rights Observers berichten per Twitter von 21 Festnahmen sowie der Beschlagnahmung von 82 Zelten, 28 Planen und 156 Schlafsäcken oder Decken. Die Räumung sei von einem starken Polizeiaufgebot durchgeführt worden. Später ergänzte die Gruppe, dass die Verbringung in die CAES nach Aussage der Betroffenen gegen deren Willen erfolgt sei und diese keine Informationen erhalten hätten. Die Human Rights Observers werten dies als (wiederholte) Verletzung der Menschenrechte.

Darstellung der Räumung als Eröffnung besserer Lebensbedingungen in einem Tweet der Police Nationale.

Die Organisation Utopia 56 erklärte mit Blick auf die behördliche Darstellung der Operation als humanitäre Maßnahme, ihre Teams hätten den Rest des Tages damit zugebracht, „Exilierte zu treffen, die ihre persönlichen Sachen verloren haben und nicht einmal das großzügige Angebot einer vorübergehenden Unterbringung in CAES nutzen konnten.“

Ein Vertreter von Utopia 56 berichtete dem Portal InfoMigrants außerdem, einer der Busse sei auf dem Weg in die CAES „von den Exilierten angehalten“ worden, die dann ausgestiegen und „zu Fuß nach Calais“ zurückgekehrt seien. Dies geschehe in solchen Fällen oft, und einige hätten sich bereits wieder auf dem Gelände am Krankenhaus angesiedelt. Daher habe man am Abend dort Zelte verteilt.