Südlich von Boulogne-sur-Mer filmte die BBC am 4. Juli 2025, wie französischen Gendarmen ein schwimmendes Schlauchboot aufstachen. Bereits im Juni hatte Utopia 56 eine vergleichbare Situation in einem anderen Küstenabschnitt dokumentiert (siehe hier). Das aktive Stoppen von Booten, die sich bereits im Wasser befinden, ist illegal. Wenige Tage vor dem Besuch Emanuel Macrons bei Keir Starmer deutet dessen Sprecher den BBC-Bericht als Anzeichen dafür, dass Frankreich eine solche Praxis schon bald legalisieren könnte.
Kategorie: Channel crossings & UK
In der ersten Jahreshälfte überquerten rund 20.000 Menschen den Ärmelkanal in unsicheren Schlauchbooten. Es ist der höchste Wert, der für diesen Zeitraum je registriert wurde, aber die Entwicklung war seit Monaten absehbar. Parallel dazu zeichnet sich ab, dass die extreme Rechte die small boats für ihr Vorhaben nutzen wird, an die politische Macht im Vereinigten Königreich zu gelangen – eine noch vor Monaten nur schwer vorstellbare Situation.
Seit fünf Monaten zeichnet sich ab, dass die französische Regierung den Operationsraum für Einsätze gegen ablegende Schlauchboote ausweiten will. Endeten die legalen Möglichkeiten bislang an der Wasserlinie, sollen sie nun auf die küstennahen Gewässer und auf Flüsse ausgeweitet werden. Ein Video legt den Schluss nahe, dass eine solche Praxis bereits angewandt wird. Im Juli könnten sie Teil bilateraler Vereinbarungen zwischen Frankreich und Großbritannein werden. NGOs befürchten, dass das Risiko für Todesfälle dann noch weiter zunehmen wird.
[Updated, 2. Juni] In der Nacht zum 31. Mai 2025 erreichten 1.195 Menschen britisches Hoheitsgebiet. Es ist die größte Zahl an Channel migrants seit Ende 2022. Glücklicherweise verlief die Nacht ohne weitere tödliche Vorfälle, wenngleich es zu mehreren Rettungseinsätzen kam.
Während einer Bootspassage starben in der Nacht zum 21. Mai 2025 eine Frau und ihre achtjährige Tochter. Erneut war nicht eine Havarie, sondern das Gedränge an Bord der Grund ihres Todes: Das Boot war mit etwa 80 Menschen völlig überladen. Das Unglück geschah in einer Nacht, in der so viele Menschen den Kanal in unsicheren Booten durchquerten wie noch nie in diesem Jahr. Gleichzeitig steigt die Zahl der Todesfälle innerhalb von nur zehn Tagen auf fünf. Eine weitere Person konnte gerade noch gerettet werden.
In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai 2025 havarierte im Ärmelkanal erneut ein überladenes Schlauchboot. Ein Mensch starb – es ist der dritte Todesfall auf der Kanalroute innerhalb einer Woche. Eine weitere Person wird vermisst.

Jüngst vorgelegte Daten der EU-Grenzagentur Frontex zeigen einen Rückgang der versuchten Grenzpassagen auf allen Migrationsrouten in die EU. Im Durchschnitt betrug der Rückgang etwa ein Viertel gegenüber dem Vorjahr, divergierte aber regional stark. Eine Migrationsroute bildet jedoch eine Ausnahme: Es ist der Ärmelkanal. Die Zahl der Passageversuche ist dort nicht zurückgegangen, sondern leicht angestiegen. Auch ist die Kanalroute ist nun diejenige, auf der die meisten Passageversuche registriert wurden.
Bei der Havarie eines Schlauchboots im Seegebiet bei Boulogne-sur-Mer starb in der Nacht vom 11. zum 12. Mai 2025 erneut ein Geflüchteter. Das Unglück ereignete sich, als nach einer Schlechtwetterperiode zahlreiche riskante Überfahrten stattfanden. Gleichzeitig berichten NGOs, dass sich verschkechternde Lebensbedingungen in den Camps die Bereitschaft der Menschen erhöhen, größere Risiken auf sich zu nehmen.

Seit Längerem ist absehbar, dass die Zahl der Bootspassagen in diesem Jahr bislang größer ist als im gleichen Zeitraum der Vorjahre. Am gestrigen 28. April wurde die Marke von 10.000 dokumentierten Ankünften überschritten.
Absehbare Zielscheibe

Mit einem geplanten Rücknahme-Abkommen zwischen Großbritannien und Frankreich will die Labour-Regierung Handlungsfähigkeit bei der Bekämpfung der Kanal-Überquerungen demonstrieren. Dass ihr das gelingt, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich.