„We thank your government for our full pockets“ – Calais smugglers speak, so betitelt der Guardian einen lesenswerten Artikel vom 10. Mai 2021. Die Autorin Mathilda Mallinson lässt hier Geflüchtete, Schmuggler und Unterstützer_innen zu Wort kommen. Sie alle berichten, dass aufgrund der zunehmenden Sekuritisierung der englischen Grenze die mafiösen Strukturen immer mächtiger werden. Migrant_innen berichten von einem Geflecht aus Gewalt und Angst sowohl durch die hier schon hinlänglich dokumentierte Polizeigewalt als auch von Seiten der immer stärker werdenden Mafia.
Die Journalistin beschreibt ein ausbeuterisches System in Calais und Dünkirchen, in dem Schmuggler verzweifelte Migrant_innen für gefährliche Jobs einsetzen und ihnen im Gegenzug eine billigere Überfahrt versprechen. So berichtet ein Geflüchteter, dass eine Schleusung per LKW im Jahr 2014 noch ein paar Hundert Euro gekostet hätte; mittlerweile lägen die Preise jedoch bei 4.000 bis 5.000 Euro.
„Die Preise stiegen mit jeder neuen Ausgabe für die Sicherheit“, wird ein Mann zitiert, der vor vier Jahren für sudanesische und kurdische mafias – so eine in der Region geläufige Bezeichnung für professionalle Schleuser – gearbeitet hat. Und er ergänzt: „Schmuggeln kann schrecklich sein, hart, grausam, aber es ist ein Privileg, geschmuggelt zu werden. Das ist es, was die Regierung nicht sehen kann.“
Ein 15-jähriger Iraker, der 2019 den Ärmelkanal passierte, sagt: „Die schreckliche Wahrheit ist, dass die Schmuggler unsere einzigen Verbündeten sind.“