Zum dritten Mal intallierten die französischen Behörden eine schwimmende Barriere, um die Bootspassagen nach Großbritannien zu erschweren. Sie befindet auf dem Fluss Authie südlich von Boulogne-sur-Mer. Wie schon eine benachbarte Anlage aus dem vergangenen Jahr, richtet sie sich gegen sogenannte Taxiboote: eine Technik, bei der ein anderswo zu Wasser gelassenes Schlauchboot die Passagier_innen von See aus aufnimmt.
Eine erste schwimmende Barriere war im Sommer 2021 auf dem Canal des Dunes bei Dunkerque (siehe hier), eine zweite dann im August 2023 auf dem Fluss Canche bei Étaples (siehe hier) angelegt worden. Bereits diese Stelle befindet sich südlich von Boulogne-sur-Mer. Die nun angelegte Barriere sperrt, von Boulogne aus betrachtet, die nächste Flussmündung für Schlachboote. Canche und Authie sind die einzigen Mündungen zwischen Boulogne und der Somme, die wiederum etwas weiter südlich in den Ärmelkanal mündet.
Wie das französische Online-Medium InfoMigrants meldet, wurde die Authie-Barriere am 9. Januar 2024 etwa 200 Meter oberhalb des Hafens von La Madelon verankert. Veranlasst wurde die Maßnahme von den Präfekten der Departements Pas-de-Calais und Somme, deren Grenze nahe der Authie verläuft. Ein Video der Präfektur des Departements Somme zeigt eine Reihe schwarzer Schwimmkörper an einer Kette, die an beiden Seiten des Flussufers verankert wurde.
Die Behörden passen ihr Vorgehen damit, so die Präfektur, einem veränderten Modus operandi der Schleuser_innen an, nämlich dem Einsatz sogenannter taxi boats. Taxiboote. „Dabei handelt es sich um Schlauchboote, die weiter südlich an der Küste abfahren, wo die Kontrollen weniger häufig sind, und die nur einige Personen – Schleuser oder Migranten – an Bord haben. Zunächst fahren sie nach Norden zu den Stränden in der Nähe von Calais, wo sich die Passagiere, die für die Überfahrt bezahlt haben, verstecken. Die Polizei darf nach dem Seerecht keine Boote anhalten, die sich bereits auf der Überfahrt befinden“, beschreibt InfoMigrants die Technik.
Der Einsatz von Taxibooten stellt eine Reaktion auf die verstärkte Überwachung des Küstenabschnitts zwischen Boulogne, Calais und Dunkerque dar. Lokale Gruppen berichten, dass das Phänomen im Sommer 2023 deutlich zugenommen habe. Gleichzeitig verlagerten sich die Bootspassagen jedoch auch generell stärkler in die Region um Boulogne-sur-Mer, wovon die Taxiboote nur einen Teil ausmachen.