Für die Beschreibung und die Analyse der Entwicklungen in Calais sind Ansätze ungeeignet, die auf das Bewusstsein und die Weltsicht der in Politik und Verwaltung Handelnden abzielen. Die Politik einer feindlichen Umgebung, der Abschreckung und Schikane und die Situation einer Grenzfalle bedingen einen Bezug auf grundlegende Kategorien von Freiheits- und Menschenrechten, bei deren Verletzung das Bewusstsein ihrer Verursacher egal sein dürfte.
Auch dürften die Exilierten, welche Mühe haben, ihre buchstäblich tägliche Daseinsvorsorge gegen die Schikane und Angriffe der Sicherheitskräfte zu organisieren, schlicht andere Sorgen umtreiben als das Weltbild Calaiser Stadtplaner_innen. Und unglückliche Versuche, wenigstens ein kleines Residuum der verschwundenen Völkerschauen in die heutige Zeit zu retten, sind keinesfalls auf Calais beschränkt.
Insofern kann diese Notiz kurz gehalten werden: Calais, das aus unserer Sicht mit der Zerstörung einer kosmopolitischen migrantischen Stadt verbunden bleiben wird, schmückt sich seit Kurzem – fast in Sichtweite der ehemaligen Camps unter den Brücken – mit einem naiven indigenen Dorf.