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Dunkerque & Grande-Synthe

Ein Toter und fünf Verletzte durch Schüsse in Loon-Plage

Die Camps bei Loon-Plage nahe Dunkerque waren bereits mehrfach Schauplatz tödlicher Gewalt. Am 14. Juni 2025 starb dort erneut ein Mensch, fünf weitere wurden durch Schüsse verletzt, unter ihnen ein Kleinkind. Zwei Personen wurden unter Mordverdacht festgenommen.

Französische Medien berichten unter Berufung auf die Behörden, gegen 10 Uhr sei in der Nähe eines Camps bei Loon-Plage „eine Auseinandersetzung zwischen mehreren Migranten“ ausgebrochen „und es fielen Schüsse“.

Nach Angaben der Zeitung La voix du Nord sollen die Opfer sudanesischer Nationalität sein: „Unter ihnen waren zwei Schwerverletzte, und zwar ein Erwachsener […] und ein zweijähriges Kind […]. Die drei anderen wurden leicht verletzt […]. Ein sechster Exilierter, der ebenfalls sudanesischer Herkunft sein soll, verstarb.“ Die Verletzten wurden in Krankenhäuser in Dunkerque und Lille gebracht. Die Umgebung des Camps sei während des Rettungs- und Polizeieinsatzes vollständig abgeriegelt gewesen.

Kurz nach der Tat seien ein erwachsener Mann und ein 17-jähriger Jugendlicher festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Dunkerque ermittle wegen Mordes und versuchten Mordes sowie wegen Waffenbesitzes. Sie ordnet die Taten offenbar einer organisierten Bande zu. Es „sollen mehrere Schusswaffen verwendet worden sein“, so La Voix du Nord.

Weder über die Identität des Toten, noch über die Hintergründe, die Motive und den Verlauf der Tat wurden Details bekannt. Allerdings fügt sie sich in ein Muster: Mitglieder von Schleusernetzwerken setzten in den vergangenen Jahren wiederholt Schusswaffen ein, entweder bei Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Gruppen oder als Machtdemonstrationen gegenüber Geflüchteten (siehe etwa hier).

Momentan leben bei Loon-Plage etwa 1.500 bis 2.000 Geflüchtete unter extremen Bedingungen. Laut Polizei haben die Spannungen in den vergangenen Wochen zugenommen. La voix du Nord fasst zusammen: „Am Montag, dem 26. Mai, wurde einem 26-jähriger Afghane in den Oberschenkel geschossen. Am Freitag zuvor war einem Migranten in das Bein geschossen worden. Einige Tage zuvor war einem Exilierten in den Fuß geschossen worden. Anfang der Woche kam es in dem Lager erneut zu einer Schießerei. Ein 27-jähriger Jemenit wurde von drei Kugeln getroffen.“ Die mit der Situation in dem Camps vertraute NGO Utopia 56 schreibt: „Fatalerweise besetzen Netzwerke den Raum, der durch die Grenzpolitik geschaffen wird. Es braucht legale Wege, es braucht sie jetzt.“