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Calais Dunkerque & Grande-Synthe

Jugendliche in Extremsituation

Wie die in Calais tätige Organisation Utopia 56 am 30. Juli 2021 in einem Tweet mitteilte, hat es einen Angriff auf einen jugendlichen Exilierten in Calais gegeben: „Gestern hielt in Calais ein Auto am Rande eines Camps von exilerten Personen und schoss auf einen 15-jährigen Jungen. Er wurde in den Rücken geschossen. Er ist geschockt, aber nicht in Gefahr.“ Über Ablauf, Hintergründe und Motiv der Tat ist bislang nichts Näheres bekannt.

Mit Blick auf die allgemeine Lage minderjähriger Exilierter weist Utopia 56 der Prefektur des Pas-de-Calais eine Mitverantwortung zu: „Indem der Staat diese Minderjährigen auf der Straße lässt, missachtet er durch den Prefekten seine Schutzpflicht!“ Erst am 16. Juli hatte die Organisation erklärt, dass rund 300 unbegleitete Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren obachlos in den Straßen und Camps von Calais leben. Allein im Juni hätten die Teams von Utopia in Calais 101 Jugendliche registriert, denen die Behörden die Aufnahme in eine Einrichtung der Jugendhilfe verweigert hatten.

Ein Schlaglicht auf die Situation wirft außerdem eine weitere Mitteilung von Utopia 56. Demnach erreichte sie am Abend des 4. August ein Notruf auf Grande-Synthe: „Zwei Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren stecken bei 90 km/h auf dem Dach eines Lastwagens fest. Die Polizei wurde alarmiert, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Vergeblich, sie sprangen ab.“ Ein zugehöriges Video zeigt das durch die Dunkelheit fahrenden Führerhaus eines Lastwagens, aufgenommen von dessen Dach aus. „Da es keinen sicheren Grenzübergang gibt, setzt die Grenze jeden Tag Menschenleben aufs Spiel“, so Utopia.

Aufgenommen von Jugendlichen auf dem Dach eines fahrenden Lastwagens. (Utopia 56 / Twitter)