Am 25. Oktober 2024 erreichten 424 Menschen in sieben Schlauchbooten britisches Hoheitsgebiet. Mit ihnen stieg die Zahl der Channal migrants in diesem Jahr auf über 29.500. Damit haben im laufenden, von zahlreichen Todesfällen überschatteten, Jahr bereits mehr Menschen den Ärmelkanal auf diese riskante Weise passiert als im gesamten Jahr 2023. Das Jahr 2024 ist damit dasjenige mit den zweitmeisten Bootspassagen.
Nach tagesaktuellen Statistiken der britischen Innenministeriums und der UK Border Force wurde zwischen dem 1. Januar und 25. Oktober 2024 die Ankunft von 29.578 Personen in 556 Booten registriert. Im gleichen Zeiraum des Vorjahres waren es 26.501 Menschen in 542 Booten und im Gesamtjahr 2023 29.437 Menschen in 602 Booten.
Lediglich im Jahr 2022 hatten deutlich mehr Menschen, nämlich 45.577, Großbritannien auf diese Weise erreicht. Allerdings ging dieser vielzitierte Höchstwert vor allem auf ein Sonderphänomen zurück, nämlich einen kurzzeitigen starken Anstieg bei albanischen Staatsbürger_innen, der nach einem britischen Abschiebeabkommen mit Albanien weitgehend endete. Dem gegenüber lassen die Jahre 2021, 2023 und 2024 einen moderaten, aber kontinuierlichen Anstieg der Zahlen erkennen. Wichtig ist: Der Anstieg betrifft lediglich die Zahl der Menschen, während die Zahl der Boote zurückgeht und die Zahl der Personen pro Boot damit auf gefährliche Weise zunimmt.
Das britische Innenministerium erklärte angesichts der aktuellen Zahlen laut BBC, man werde bei der Bekämpfung der Schleuser_innen nicht nachlassen: „Unser neues Border Security Command wird unsere globalen Partnerschaften stärken und unsere Bemühungen zur Ermittlung, Verhaftung und Verfolgung dieser bösen Kriminellen (evil criminals) verbessern.“ Das Ministerium bekräftigte damit den migrationspolitischen Kurs der Regierung Starmer, polizeiliche und nachrichtendienstliche Ressourcen zur Bekämpfung von Schleusungen zu bündeln und zu internationalisieren.
Wir haben an dieser Stelle immer wieder herausgearbeitet, dass das laufende Jahr das bislang tödlichste auf der Kanalroute ist, und zwar auch, weil ein Zusammenhang mit der verstärkten Küstenüberwachung einerseits und verstärktem Verfolgungsdruck entlang der Lieferketten der Boote andererseits besteht. Um diesen fatalen Zusammenhang aufzubrechen, muss sich die Art und Weise, wie über Migration gesprochen wird, dringend verändern, hin zu einem unbedingten Vorrang legaler und sicherer Wege zur Passage des Kanals.