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Zwei Todesfälle bei Boulogne-sur-Mer und Dunkerque

Nach einer Schlechtwetterphase fanden in den vergangenen Tagen zahlreiche Bootspassagen nach Großbritannien statt. Dabei starben am 19. und 20. März 2025 zwei Exilierte. Ihr Tod ist symptomatisch: Die im Herbst 2023 begonnene Häufung tödlicher Situationen dauert an und dürfte im bevorstehenden Sommerhalbjahr, wenn die Kanalroute stärker frequentiert werden wird, kaum enden.

Der erste Todesfall ereignete sich am 19. März südlich von Boulogne-sur-Mer. Nach Angaben der Seepräfektur (Premar) wurde die Rettungsleitstelle CROSS Gris-Nez gegen 9 Uhr darüber informiert, dass ein Schlauchboot im Gebiet von Equihen-Plage in Schwierigkeiten geraten sei. Das Boot sei etwa eine Stunde zuvor bei Hardelot-Plage in See gestochen. Beide Orte befinden sich in einem Küstengebiet, das erst in den vergangenen Jahren verstärkt für Bootspassagen genutzt wird.

Beim Eintreffen der Rettungskräfte „wurden zwei Personen im Wasser entdeckt“. Eine der beiden Personen sei stark unterkühlt gewesen, die andere habe einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. „Beide Personen wurden nach Boulogne-sur-Mer evakuiert, um von den Rettungsdiensten an Land versorgt zu werden. Die Person mit Herz-Kreislauf-Stillstand wird trotz des Einsatzes der Rettungskräfte auf See und an Land leider für tot erklärt“, so Premar. „Um nach möglichen Personen im Meer zu suchen“, seien zwei weitere Schiffe in das Seegebiet beordert worden.

In einer späteren Pressemitteilung berichtet Premar von der weiteren Überwachung des Bootes, dem die beiden im Wasser gefundenen Personen zugerechnet wurde. An Bord befanden sich demnach 50 Menschen, die später um Hilfe baten und an Land gebracht wurden. Eine der geretteten Personen sei bewußtlos gewesen, habe aber das Bewußtsein wieder erlangt.

Nach Angaben der Zeitung La voix du Nord handelt es sich bei dem Todesopfer um einen etwa 25jährigen Mann. Weitere Informationen über seine Identität wurden bislang nicht bekannt.

Einen Tag später, am 20. März, starb ein weiter Exilierter, diesmal „an der Küste von Gravelines“ westlich von Dunkerque. Laut Premar fand dort gegen 3 Uhr ein Rettungseinsatz statt, bei dem fünfzehn Menschen gerettet wurden, von denen sich drei im Wasser befanden. Das mit etwa 80 Personen stark überladene Schlauchboot habe die Fahrt nach Großbritannien fortgesetzt.

Eine der geretteten Personen sei bewußtlos gewesen und habe von einem an Bord geholten medizinischen Team nicht mehr gerettet werden können; sie sei für tot erklärt worden. Auch in diesem Fall ist bislang nichts Genaueres über die Todesumstände und die Identität des Todesopfers bekannt.

Die geretteten Personen wurden in Gravelines an Land gebracht und dort, so Premar, „von den Rettungsdiensten übernommen“. Ein Team der NGO Utopia 56 berichtet einmal mehr von einem unangemessenen Umgang mit den Geretteten: „Polizisten ließen unserem Team ein Baby und gingen, die Personen [waren] noch immer durchnässt und geschockt.“

Die beiden Todesfälle ereigneten sich in einer Phase, in der wegen des günstigeren Wetters überdurchschnittlich viele Boote übersetzten – ein typisches Phänomen nach Schlechtwetterphasen. Während die britischen Behörden vom 11. bis 18. März keine Überfahrten registriert hatten, waren es am 19. März fünf Boote mit 289 Passagier_innen und am 20. März sechs Boote mit 341 Passagier_innen. Lokale französische Medien und NGOs registrierten mehrere Einsätze von Polizei bzw. Gendarmerie an der Küste.