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Dunkerque & Grande-Synthe

Klage zur Sicherung der Grundbesürfnisse

Wegen menschenunwürdiger Bedingungen in den Camps bei Dunkerque verklagen sechs zivilgesellschaftliche Organisationen den französischen Staat. Sie reagieren damit auf eine Zuspitzung der Situation von mehr als zweitausend Menschen ohne geregelten Zugang zu lebenswichtigen Gütern und Infrastrukturen. Frühere Klagen lassen darauf hoffen, dass das Gericht zugunsten der Kläger_innen entscheiden wird.

Wie Utopia 56 mitteilt, stellte die Organisation gemeinsam mit Médecins du monde, Salam, Roots, Human Rights Observers und Refugee Women’s Center am 18. November 2025 einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht in Lille. Sie wollen damit erreichen, dass das Gericht den Staat anweist, „sofortige und dauerhafte Maßnahmen zu ergreifen, um die Rechte der an der Grenze festsitzenden Flüchtlinge zu gewährleisten, bis sichere und legale Zugangswege für alle zum Vereinigten Königreich geschaffen sind.“

Konkret geht es um mehr als 2000 Menschen, die seit Monaten in den informellen Camps nahe Dunkerque leben: „Ohne Zugang zu Wasser, Hygiene, sanitären Einrichtungen, Nahrung oder Strom sind sie sich selbst überlassen, und ihre Grundrechte werden mit Füßen getreten. Diese Frauen, Männer und Kinder leben unter unwürdigen Bedingungen. Jeden Tag versuchen Hilfsorganisationen, diese Mängel zu beheben, aber diese Unterstützung reicht nicht aus“, schreibt Utopia 56.

Angesichts dieser Situation hätten sich die Organisationen über Monate hinweg an die lokalen Behörden gewandt und einen Dialog darüber angemahnt, wie die Grundbedürfnisse der Geflüchteten in den Gemeinden Mardyck, Loon-Plage und Grande-Synthe gesichert werden könnten. „Die Unterpräfektur von Dunkerque, die Präfektur der Region Hauts-de-France, die Communauté urbaine de Dunkerque, die regionale Gesundheitsbehörde und die Rathäuser wurden alarmiert. Keine dieser Warnungen wurde berücksichtigt“.

Vorbild der nun eingereichten Klage sind juristische Interventionen 2017 in Calais und 2023 in Ouistreham, um den Zugang der Geflüchteten zu elementaren Ressourcen bzw. Wasser durchzusetzen. Utopia 56 weist darauf hin, dass die klagenden Vereine „jedes Mal Recht bekommen haben, und der Staat gezwungen wurde, die schweren Verletzungen der Grundfreiheiten der betroffenen Personen zu beenden.“ Zwar sei dadurch keine optimale Situation entstanden, doch haben die Gerichtsentscheidungen „das Versagen des Staates und die Gefährdung Tausender Menschen“ unter Beweis gestellt.

Utopia 56 erinnert daran, dass es in der Region seit mehr als drei Jahrzenten informelle Camps gibt. Doch sei es der Ernst der gegenwärtigen Lage gewesen, der zum Eilantrag geführt habe. „Wir hoffen auf eine schnelle Antwort, damit die Justiz den Staat zwingt, seinen Pflichten nachzukommen. Wir verlangen nicht viel: Wasser, Lebensmittel, Toiletten und Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Lage erfordert zwar viel mehr, aber wir bitten nur um das Nötigste: die Grundbedürfnisse.“