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Dunkerque & Grande-Synthe

Den Kopf waschen

Eine Fotoreportage aus Grande-Synthe (2)

Auf dem schlammigen Boden in Grande-Synthe. (Foto: Julia Druelle).

von Julia Druelle (Calais)

Im Rahmen des Projekts SpeakOut folgte ich im Februar den Freiwilligen der Médecins du Monde France, die medizinische Beratung und Unterstützung in Grande-Synthe organisieren. Ich realisierte zwei Fotoserien über die schrecklichen Lebensbedingungen in dem behelfsmäßigen Camp: Die erste Serie kontentrierte sich auf die heftige Kälte, der hier gezeigte fokussiert den Zugang zu Wasser.

(English version below)

Spüle im Camp von Grande-Synthe. (Foto: Julia Druelle)

Grande-Synthe, 19. Februar. Dieses Mal richte ich den Fokus auf den Zugang zu Wasser. In der Mitte des behelfsmäßigen Camps steht eine alte metallene Spüle; für die 200 Leute, die hier leben, ist dies der einzige Zugang zu Wasser. Bei meinem ersten Besuch war die Leitung zugefroren: Mehrere Tage lang waren sie bei Frosttemperaturen ohne fließendes Wasser. Die Installation ist äußerst dürftig und nur vier der zehn Wasserhähne sind in Betrieb.

Spüle im Camp von Grande-Synthe. (Foto: Julia Druelle)

Die Spüle wurde von der Gemeinde aufgestellt, und zwar nach starkem und anhaltendem Druck durch die Hilfsvereinigungen. „Jedesmal wenn es eine große Räumung gibt, nehmen sie sie weg“, klagt Diane, die lokale Koordinatorin der Médecins du Monde. „Die Leute kommen nach ein paar Tagen wieder, aber manchmal dauert es Wochen, die Spüle zurück zu bekommen.“

Schlamm vor der undichten Zuleitung zur Spüle. (Foto: Julia Druelle)

An diesem Tag ist die Zuleitung für das Wasser undicht, wodurch eine große Schlammpfütze entsteht.

An der Spüle in Grande-Synthe. (Foto: Julia Druelle)

„Das ist besser als nichts“, relativiert Dialla, ein jovialer kurdischer Mann. „Wir können und die Hände waschen und das Geschirr spülen. Es ist aber nicht leicht, im Winter deinen Kopf unter das kalte Wasser zu halten. Das drängendste Problem ist für mich eher, dass es keine Toiletten gibt.“

„Es ist nicht leicht, im Winter deinen Kopf unter das kalte Wasser zu halten“. (Foto: Julia Druelle)

„Das ist besonders für die Frauen ein Problem, die Angst haben, allein im Freien aufs Klo zu gehen, vor allem nachts“, so Diane. „Einige Frauen haben sich schon wegen Erwachsenenwindeln an uns gewandt.“

Camp in Grande-Synthe. (Foto: Julia Druelle)

English version

In February, as part of the SpeakOut project, I followed the volunteers of Médecins du Monde France who organise medical consultations and support in Grande-Synthe (Dunkerque). I realised two series of pictures on the dreadful conditions of living on the makeshift camp : the first concentrates on the severe cold, the second on the difficult access to water.

Grande-Synthe, February 19. This time I chose to focus on the access to water. In the middle of the makeshift camp stands an old metal sink, which is the only access to water for the 200 people living there. On my last visit, the pipe had frozen : for several days, they were left in freezing temperatures without running water. The installation is very scanty, and only 4 of its 10 taps are in working condition.

The sink has been installed by the municipality, after strong and regular pressures from the associations. « Each time there is a big expulsion, they take it away » denounces Diane, the local coordinator of Médecins du Monde. « People are back within a few days, but it sometimes takes weeks to have the sink back ». This day, the pipe bringing water is leaking, creating a huge mud paddle.

« This is better than nothing » relativizes Dilla, a jovial Kurdish man. « We can wash our hands and do the dishes; it’s not easy to put your head under cold water in winter, though. The most pressing problem for me is rather that there is no toilets ». « This is particularly a problem for women, who fear defecating alone in the open, especially at night » abounds Diane. « Some women have even approached us for adult diapers ».