Kategorien
Calais

Räumung in Coquelles

Der Lokalzeitung La voix du Nord zufolge hat in Calais‘ westlicher Nachbargemeinde Coquelles am 27. April 2021 eine größere Räumung stattgefunden. Sie betraf ein erst seit wenigen Wochen bestehendes Camp in der Nähe des ehemaligen Möbelhauses Conforama an der Gemeindegrenze von Calais und Coquelles. Das ursprüngliche Camp unter einem Vordach des leerstehenden Gebäudes war im März durch schwere Steine versperrt worden (siehe hier).

Das durch Steine versprerrte ehemalige Conforama-Möbelhaus. Danach hatte sich das jetzt geräumte Camp in Coquelles gebildet. (Foto: Utopia 56)

Bei der aktuellen Operation handelte es sich um eine Räumung jenes Typs, bei dem die Bewohner_innen nach amtlicher Lesart zu ihrem Schutz (mise l’ábri), tatsächlich aber oftmals unter Zwang, in entfernt gelegene Aufnahmezentren (CAES) gebracht werden, aus denen sie meist nach kurzer Zeit in eine noch prekärere Situation zurückkehren (siehe etwa hier). In diesem Fall wurden nach Angaben der verantwortlichen Präfektur des Departements Pas-de-Calais 116 Exilierte in solche Zentren in Croisilles, Fouquières-lès-Béthune, Merlimont und Nédonchel gebracht. Die Human Rights Observers berichten hierzu: „Sie waren gezwungen, in Busse zu steigen, und sagten uns, dass sie nicht wussten, wohin sie fahren würden.“ Ein Video zeigt, wie mehrere Personen während der Räumung flüchten:

Während der Räumung am 27. April 2021 in Coquelles. (Video: Human Rights Observers)

Wie die Zeitung weiter berichtet, hatte die Gemeinde Coquelles die Räumung bereits Anfang April angestrebt. Sie habe sie zunächst jedoch nicht durchsetzen können, da die Eigentumsverhältnisse der beiden betroffenen Grundstücke unklar waren. Nach dem Erwerb der Grundstücke Mitte April habe sie dann die Räumung beantragt.

Update, 30. April: Nach der Räumung wurde das Gelände, auf dem sich das Camp befunden hatte, gerodet, um Rückkehr der Exilierten dorthin zu erschweren, indem ihnen der Schutz genommen wird. Mehrere unabhängige Vereinigungen verurteilten dies in einer gemeinsamen Erklärung. Sie weisen darauf hin, dass die Rodung auch aus formalen Gründen illegal war, da sie aus Naturschutzgründen nicht hätte durchgeführt werden dürfen.