Kategorien
Calais Solidarität

Aktivist_innen besetzen Rathausplatz

Seit vergangenem Samstag (15. Januar) besetzen Aktivist_innen aus Solidarität mit den Exilierten den Platz vor dem Rathaus in Calais und machen mit Schildern und Transparenten auf ihre Forderungen aufmerksam, die an den basalen, bereits während des Hungerstreiks erhobenen Forderungskatalog erinnern.

Zwweiter Tag der Aktion auf dem Rathausplatz. (Quelle: Faim aux frontières / Twitter)

Damit scheint sich das zivilgesellschaftliche Engagement in Calais auch jenseits der Organisationen zu verstetigen, die in der Calaiser Region seit Jahren humanitäre Hilfe leisten und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und dabei auch immer wieder politische Forderungen auf die Tagesordnung setzen.

Erklärung der Besetzer_innen.

Wir dokumentieren die Erklärung der Besetzer_innen in eigener Übersetzung:

Besetzung als Unterstützung der exilierten Personen

Vor [der Rodin-Skulptur] Die Bürger von Calais – ab dem 15. Januar 2022

Im Jahr 2021 sind 41 exilierte Personen an der französisch-britischen Grenze zu Tode gekommen. Die französischen Regierungen sind schuldig.

Heute möchten wir, Bürgerinnen und Bürger von Calais, wiederholen, dass wir mit dieser inhumanen und tödlichen Politik nicht einverstanden sind.

Nein, wir teilen nicht die Idee, dass Macht und Geld wertvoller sind als Menschenleben.

Nein, wir glauben nicht an Wählerinteressen der Männer und Frauen, die Frankreich regieren.

Nein, wir lassen die Begriffe von „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“ nicht mit Füßen treten.

In einer Stadt, in der exilierte Personen unsichtbar gemacht werden, haben wir beschlossen, sie wieder sichtbar zu machen, indem wir den Platz des unbekannten Soldaten vor dem Rathaus besetzen: Sie haben keine Stimme, wir hören auf zu sprechen; sie können keine Nahrung bekommen, wir hören auf, uns zu ernähren; sie bekommen nichts zu trinken, wir hören auf, unseren Durst zu stillen.

Jeden Tag bieten wir das Wertvollste an, das wir haben, unsere Zeit; und wir teilen uns mit diesen einfachen Forderungen mit, die im Land der Menschenrechte nicht einmal Gegenstand einer Debatte sein sollten:

  • Aussetzen der quasi täglichen Vertreibungen und Räumungen der Camps während der Winterperiode,
  • während der gleichen Zeit: Stop aller Beschlagnahmungen von Zelten und persönlichen Gegenständen der exilierten Personen,
  • Eröffnung eines vernünftigen Bürgerdialogs zwischen staatlichen Stellen und nicht staatlich mandatierten Organisationen über die Schaffung und Platzierung von Orten, an denen alle für die Aufrechterhaltung der Gesundheit der exilierten Personen erforderlichen Güter verteilt werden können.

Mit dieser Aktion wollen wir wie während des Hungerstreiks eins werden mit den erniedrigten Körpern der exilierten Personen. Denn wir sind alle Menschen und nur gemeinsam werden wir wir die Solidarität wieder ans Licht bringen, die wir alle teilen.