Seit dem 22. November 2023 war Pierre Lascoux, ein Freiwilliger der zivilgesellschaftlichen Organisation Salam, im Hungerstreik (siehe hier). Seine Forderungen richteten sich auf die Verbesserung elementarer Bedingungen im Jungle von Loon-Plage. Am 1. Januar 2024, dem 41. Tag, wurde bekannt, dass er seinen Hungerstreik wegen einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes beenden werde. Erreichen konnte er einen Teilerfolg.
Der 62jährige frühere Bio-Bäcker lebt seit 2021 in Grande-Synthe und arbeitet seitdem ehrenamtlich im nahe gelegenen Jungle von Loon-Plage. In einem Gespräch mit InfoMigrants erklärte er Mitte Dezember 2023, dass er die Situation im Camp als eine kontinuierliche Verschlechterung erlebt habe: „Wenn Sie 200 Decken verteilen, während Ihnen 400 Menschen gegenüberstehen, ist das nicht einfach. Es ist schmerzhaft, wenn man sieht, dass die Leute mit nichts zurück gehen“. Zusätzlich habe der Tod von zwei Exilierten, die er gut gekannt habe, ihn getroffen. Einer der beiden war auf See ertrunken, der andere war Opfer einer Gewalttat im Camp.
Als Auslöser seiner Entscheidung zum Hungerstreik nannte Lascoux die Entfernung des letzten Hydranten im Bereich des Jungle. Die Maßnahme war Ende Oktober 2023 durch die Communauté urbaine de Dunkerque, die gemeinsame Verwaltung Dunkerques und der Umlandgemeinden, veranlasst worden; sie kappte den letzten Zugang der Exilierten zur regulären Trinkwasserversorgung. „Ich hatte gewarnt, dass ich einen Hungerstreik beginnen würde, wenn sie den letzten Hydranten entfernen. Ich habe mein Wort gehalten“, so Lascoux. Am 18. Dezember 2023 erklärten sich die Behörden bereit, die Wasserversorgung wieder herzustellen und außerdem einen Müllcontainer aufzustellen.
Dies war der einzige Erfolg, den Lascoux durchsetzen konnte. Seine übrigen Forderungen beschränkten sich auf andere Verbesserung der Lebensbedingungen im Camp, bessere Arbeitsmöglichkeiten für die freiwilligen Helfer_innen und die Aufnahme eines ernsthaften Dialogs der Behörden mit den zivilgesellschaftlichen Vereinigungen. Lascoux betonte, sich nicht in die Politik einmischen zu wollen. Er wolle den Blick vielmehr auf die Situation an der Küste lenken, „damit die Menschen den Horror sehen, der dort ausgeübt wird.“ Seine eigene Person wolle er dabei nicht in den Mittelpunkt stellen. Mit einem befreundeten Arzt habe er frühzeitig verabredet, den Hungerstreik dann zu beenden, wenn sein Körper es nicht mehr aushalte.
Wie InfoMigrants nun meldet, befindet sich Lascoux seit dem 2. Januar 2024 im Krankenhaus. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte er, es gehe ihm gut und der Krankenhausaufenthalt diene dazu, die Wiederaufnahme der Ernährung vorzubereiten.