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Channel crossings & UK

Ein weiterer Todesfall auf See

Zum wiederholten Mal ist am 28. Juli 2024 ein Mensch bei der Überfahrt eines Schlauchboots nach Großbritannien gestorben. Der leblose Körper wurde während eines Rettungseinsatzes an Bord eines Schlauchbootes entdeckt, auf dem sich mehr als siebzig Personen befanden. Es ist der 27. Todesfall seit Jahresbeginn und der siebte im Monat Juli.

Die französische Seepräfektur (Préfecture maritime Manche et mer du Nord, kurz: Premar) teilt in einer Presseerklärung mit, dass die Leitstelle GROSS Gris-Nez in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 2024 von der „die Abfahrt eines Migrantenbootes vor der Küste von Calais“ informiert worden sei. Die Leitstelle habe die Patrouillenschiffe Armoise und Kermorvan mit der Lokalisierung des Bootes und der Überprüfung der Situation beauftragt. „Dort angekommen, geriet das stark beladene Boot gegen 5.30 Uhr in Schwierigkeiten und ein Teil der Personen an Bord bat um Hilfe. Die beiden Schiffe lassen ihre RIBs zu Wasser und beginnen mit der Bergung der in Schwierigkeiten geratenen Personen“, so Premar.

Als die Besatzung der Kormorvan vier Menschen barg, habe man bemerkt, dass eine Person leblos war. Sie wurde nach versuchter Erster Hilfe per Hubschauber in das Krankenhaus von Boulogne-sur-Mer gebracht und dort für tot erklärt. Zur Identität des/der Toten macht Premar keinerlei Angaben. Inzwischen wurde jedoch bekannt, dass es sich um eine 21jährige Frau handeln soll.

Währenddessen setzte die Armoise die Rettungsaktion fort und barg 31 Personen, die dann von der Kermorvan an Bord genommen wurden. Zusätzlich sei nun das Rettungsschiff Notre Dame de Risban in die Such- und Rettungsaktion einbezogen worden. Die an Bord des Schlauchboots verbliebenen Menschen lehten die Bergung ab, offensichtlich um ihre Fahrt nach Großbritannien fortzusetzen. „Angesichts des Risikos, dass die Personen bei einer Zwangsmaßnahme über Bord gehen oder sich verletzen könnten, entschied man sich dafür, die anderen Personen auf dem Boot weiterfahren zu lassen“, so Premar. Die 34 geborgenen Passagier_innen wurden zum Hafen von Calais gebracht.

Über den genauen Ort des Einsatzes macht Premar keine Angaben. Die britischen Behörden registrierten am 28. Juli die Ankunft von vier Booten mit 225 Passagier_innen. Darunter dürfte sich auch das Boot befunden haben, auf dem die Person gestorben war.

Im Monat Juli kam es bei Bootspassagen, soweit bekannt, viermal zu tödlichen Situationen: Am 12. Juli starben vier Menschen, am 17. Juli eine Frau aus Eritrea, am 19. Juli ein unbekannter Mann und 28. Juli nun eine weitere Person (siehe hier, hier und hier). Eine solche Häufung von Todesfällen bei Bootspassagen hat es während des Hochsommers noch nicht gegeben; zugleich dauert die seit dem vergangenen Jahr akute Häufung von Todesfällen an. Mit dem aktuellen Fall steigt die Zahl der Toten im Zusammenhang mit der Migration von Kontinentaleuropa nach Großbritannien seit Jahresbeginn auf 27 (eigene Zählung, einschließlich der Fälle an Land). In letzter Zeit zeigt sich dabei ein neues Muster, auf das auch Premar hinweist: Dass Menschen zwar auf See sterben, jedoch nicht im Wasser, sondern im Gedränge an Bord.

Der aktuelle Todesfall sei „kein Unfall, sondern das direkte Ergebnis der Politik, wie sie heute stattfindet“, sagte die Koordinatorin von L’Auberge des migrants in Calais, Flore Judet, dem Onlinemedium InfoMigrants. Insbesondere „das Fehlen sicherer Passagen und die Repression an der Küste“ wirkten sich fatal aus. Immer wieder weisen lokale Beobachter_innen und Initiativen auf diesen Zusammenhang hin. Ohne eine politische Veränderung sind die weitere Todesfälle nur eine Frage der Zeit.