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Calais

Jugendlicher stirbt bei versuchter Grenzpassage

[Updated, 2./12. Oktober 2021] Am frühen Morgen des 28. September 2021 wurde in Marck bei Calais die Leiche eines jungen Mannes aus dem Sudan gefunden. Offenbar wurde er von einem Lastwagen verletzt, als er versuchte, versteckt nach Großbritannien zu gelangen.

Wie die Lokalzeitung La voix du nord meldet, wurde der leblose Körper gegen 5 Uhr an der Avenue Henri-Ravisse in Marck, der östlichen Nachbargemeinde von Calais, entdeckt. Die Straße gehört zum Gewerbegebiet Transmarck, in dem sich vor allem Infrastrukturen für den Frachtverkehr nach Großbritannien befinden. Trotz der starken Sicherung stellt dieses Gebiet einen potenziellen Migrationspfad nach Großbritannien dar; Exilierte versuchen daher immer wieder, dort ein Versteck auf einem Lastwagen zu finden. Mehrere Calaiser Camps befinden sich in Reichweite der Anlage.

Das Alter des Geöteten wurde in den Medien teils mit 16, teils mit 20 Jahren angegeben. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge mit einer Gruppe anderer junger Exilierter unterwegs und versuchte, auf einen langsam fahrenden Sattelschlepper zu klettern. Dabei scheint er gestürzt und überfahren/angefahren worden zu sein. Der Fahrer bemerkte dies, so eine Justizquelle, wegen der Dunkelheit möglicherweise nicht. Als die Feuerwehr alarmiert wurde und eintraf, stellte sie einen Herz- und Atemstillstand fest und versuchte vergeblich die Wiederbelebung. (vgl. zusammenfassend InfoMigrants)

Nach der Unterduchung des Leichnams stellte der Gerichtsmediziner der Zeitung La voix du nord zufolge fest, dass der Tod durch eine Quetschung des Brustkorbs durch ein schweres Fahrzeug verursacht worden ist. Anhand von Videoaufnahmen konnte der beteiligte Fahrer, ein bulgarischer Staatsangehöriger, von der Polizei identifiziert werden. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverahren wegen fahrlässiger Tötung mit einem Fahrzeug eingeleitet und die französischen Behörden kündigten an, ihn bei seiner Rückreise aus Großbritannien festzunehmen und zu befragen, was dann auch geschah. Wie La voix du nord am 2. Oktober meldete, wurde der Verdächtige rasch entlassen und das Verfahren eingestellt. Es hätten sich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dass er die Anwesenheit des Jungen auf seinem Fahrzeug bemerkt und ihn wissentlich tödlich verletzt haben könnte.

Näheres über die Identität des Opfers war zunächst nicht bekannt. Inzwischen wurde er als Yasser Abdallah identifiziert. Sein Tod sollte in der Folge Anlass einer Demonstration der Exilierten in Calais werden (siehe hier und hier).

Einen Tag nach dem Tod Yassers wurde auf der gleichen Straße ein weiterer Geflüchteter durch den Sturz von einem Lastwagen verletzt. Der junge Mann aus Eritrea wurde mit Wunden an Kopf, Arm und Rücken in das Krankenhaus eingeliefert.