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Calais

Ende des Hungerstreiks – Demonstration in Paris am 21.11.

Nach 37 Tagen beendeten Anaïs Vogel und Ludovic am 17. November ihren Hungerstreik in der Calaiser Kirche Saint-Pierre. Gleichzeitig riefen sie dazu auf, den Kampf gegen die inhumane Behandlung der Exilierten fortzuführen, etwa durch eine Demonstration in Paris. Wir dokumentieren die Pressemitteilung der beiden Aktivist_innen in eigener Übersetzung:

Calais, den 17. November 2021. Wir beenden heute unseren am 11. Oktober gemeinsam mit Philippe Demeestère begonnenen Hungerstreik, nachdem wir 37 Tage in der Kirche Saint-Pierre in Calais ausgeharrt haben.

Das Medienecho, das unserer Bewegung zuteil geworden ist und die solidarische Mobilisierung einer großen Anzahl von Personen, die uns unterstützt haben, haben es ermöglicht, die Misshandlung ans Licht zu bringen, der exilierte Personen an der französisch-britischen Grenze durch den Staat ausgesetzt sind. Es ist Bewusstsein geschaffen worden.

Wir stellen mit Stolz fest, dass unser Hungerstreik dieses große Schlaglicht auf die erniedrigende und entwürdigende Behandlung ermöglicht hat, die in Calais und der Region [den Exilierten] zugefügt wird. Niemand wird künftig diese Realität ignorieren können.

Am Samstag, den 13. November hat uns abends ein „auf Bitten des Präsidenten der Republik“ geschriebener Brief des Büroleiters des französischen Innenministers erreicht. Letzterer sichert darin schriftlich folgende Punkte zu:

  1. Die staatlichen Stellen sagen zu, „dass vor jeder Räumung den Personen Zeit gelassen wird, ihre Habseligkeiten einzusammeln“.
  2. Er akzeptiert die Einrichtung eines Dialogformates, an dem alle [zivilgesellschaftlichen] Organisationen und Vertreter der Exilierten repräsentiert sein werden.
  3. Schließlich sichert er zu, eine funktionierende Notschlafstelle („sas“) einzurichten und weist darauf hin, dass dies „nur eine Etappe auf dem Weg zu einer dauerhaften und bedingungslosen Unterbringung“ sei.

Der Büroleiter des Innenministers schließt seinen Brief mit der Feststellung: „Ihr extremes Engagement spiegelt eine Ernsthaftigkeit wider, die Achtung verdient, weil sie uns an die Notwendigkeit erinnert, niemals die Situation von Menschen und das öffentliche Interesse aus den Augen zu verlieren.“

Diese Zusagen sind weit entfernt von dem, was wir gefordert haben. Nichtsdestotrotz werden wir aufmerksam verfolgen, ob sie tatsächlich umgesetzt werden.

Wir bleiben wütend, denn der Staat verpflichtet sich noch nicht zu einem Räumungsmoratorium während der Winterperiode, insbesondere nicht für Vertreibung durch „Räumungen in-flagranti“, die den Rahmen der täglichen Misshandlungen bilden, die alle Beobachter_innen verurteilen.

Wir erhalten weiterhin täglich Nachrichten von exilierten Personen, die uns bezeugen, wie schwierig es ist, ihre absoluten Grundbedürfnisse zu stillen: trinken, essen, sich waschen, sich aufwärmen. Hier in Calais, in Frankreich.

Wir erinnern mit Trauer daran, dass unser Hungerstreik unter anderem durch den Tod des jungen Yasser am 28. September motiviert worden ist. Während dieser 37 Tage des Nahrungsentzugs haben vier weitere Menschen ihr Leben an der französisch-britischen Grenze verloren, sechs Menschen werden vermisst und ein weiterer befindet sich in sehr kritischem Zustand im Krankenhaus.

Wir beenden unseren Hungerstreik dennoch. Die wenigen mageren Fortschritte, die wir erkämpfen konnten, zeigen, dass es möglich ist, etwas zu erreichen, auch wenn der tatsächliche Respekt der Würde der Menschen noch weit ist.

Bürger_innen, [zivilgesellschaftlichen] Organisationen, Abgeordnete, Persönlichkeiten aller gesellschaftlichen Bereiche, engagieren wir uns gemeinsam noch stärker dafür, dass diese Maßnahmen ausgeweitet werden, und dass den Exilierten jene Aufmerksamkeit und Würde zugestanden wird, die jedem Menschen zusteht.

Um den Kampf weiterzuführen und laut und deutlich zu sagen, dass wir nicht einverstanden sind, wird es am Samstag den 21. November eine friedliche Demonstration in den Straßen von Paris geben. (Provisorischer Route: Stalingrad – Gare du Nord – République)

Wir danken von ganzem Herzen den zehntausenden Personen, den hunderten von [zivilgesellschaftlichen] Gruppen, den Parlamentarier_innen, den Prominenten, die dafür gesorgt haben, dass unsere Forderungen ein maximales Echo bis hin zum Präsidenten der Republik und den verantwortlichen staatlichen Stellen erhalten haben. Wir danken den Journalist_innen und Medien, die mit ihrer seriösen und anteilnehmenden Berichterstattung unsere Aktion begleitet haben. Schließlich geht unser Dank an das medizinische Team, das uns täglich beobachtet hat und an das Team der Kirche Saint-Pierre, das uns aufgenommen hat.

Der Kampf geht weiter.

Stopp den Misshandlungen von exilierten Personen in Calais und überall sonst!

Pressekontakt: Erika Campelo – VoxPublic – 06-10-29-52-50 (tel, sms, whatsapp, telegram, signal)

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