Nach den Leichenfunden vom 30. Oktober und 2. November (siehe hier und hier) wurden am 5. und 6. November 2024 sechs weitere Leichen aus dem Ärmelkanal geborgen bzw. an Land gespült. Fünf von ihnen wurden bei Calais entdeckt, eine sechste in britischen Gewässern. Die Identität und die genauen Todesumstände sind noch unklar, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Exilierte handelt und dass sie im Zusammenhang mit den Bootspassagen starben.
Nach Angaben der französischen Seepräfektur meldete eine Fähre am 5. November die Sichtung einer leblosen Person im Meer vor Calais. Die Leitstelle CROSS Gris-Nez leitete eine Suchaktion ein. Die Besatzung des Patrouillenboots Cormoran entdeckte zwei im Wasser treibende Leichen, die von der Gendarmerie nationale geborgen und nach Calais gebracht wurden.
Einen Tag später wiederholte sich die Situation: Laut Seepräfektur meldete am 6. November ein Freizeitboot die Sichtung eines vor Calais im Meer treibenden Körpers. Die Leitstelle CROSS Gris-Nez veranlasste die Bergung durch die Gendarmerie maritime, die den Leichnam zum Hafen von Calais brachte. Am Nachmittag desselben Tages habe dann ein Passagierschiff einen weitere Person gemeldet, die vor dem Hafen von Calais leblos im Meer trieb. Auch diese Leiche wurde geborgen und zum Hafen gebracht.
Eine fünfte Leiche wurde am Morgen desselben Tages in der Nähe am Stadtstrand von Calais entdeckt. Wie die Zeitung La Voix du Nord meldet, deuten Ausweispapiere auf einen syrischen Staatsangehörigen hin. Über die Identität und die Todesumstände der übrigen Toten ist bislang nichts Näheres bekannt.
Auf der britischen Seite des Ärmelkanals wurde am 5. November ebenfalls eine unbekannte Leiche entdeckt. Einem Sprecher der Kent Police zufolge wurde der Mann durch den zivilen Rettungsdienst RNLI und die Küstenwache aus dem Ärmelkanal geborgen und nach Dover gebracht. Über die Identität des Toten und die Hintergründe liegen keine Informationen vor, allerdings stellen lokale Medien den Fall in einen Zusammenhang mit den zeitgleichen Leichenfunden bei Calais her.
Bereits am 30. Oktober waren bei Boulogne-sur-Mer drei und am 2. November bei Sangatte nahe Calais eine Leiche angespült worden. Insgesamt wurden innerhalb von etwas mehr als einer Woche also neun Leichen entdeckt. Die ersten Leichenfunde geschahen nach einem fatalen Ablegemanöver, bei dem es zu einem Todesfall gekommen war (siehe hier).
Seit Jahresbeginn sind mehr als 70 Menschen im Zusammenhang mit der kontinentaleuropäisch-britischen Migration gestorben, die meisten von ihnen bei versuchten Bootspassagen. Etwa 15 bis 20 gelten seit Jahresbeginn als verschollen. Längst gilt das Jahr 2024 als das tödlichste in diesem Migrationsraum, und die aktuellen Meldungen zeigen, dass die tödliche Dynamik andauert.