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Channel crossings & UK

Eine weitere tödliche Havarie

In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai 2025 havarierte im Ärmelkanal erneut ein überladenes Schlauchboot. Ein Mensch starb – es ist der dritte Todesfall auf der Kanalroute innerhalb einer Woche. Eine weitere Person wird vermisst.

Wie die französische Seepräfektur (Premar) mitteilt, wurde die Leitstelle CROSS Gris-Nez in der betreffenden Nacht über die Abfahrt des Schlauchboots informiert. Wie in solchen Fällen üblich, ließ sie es durch das Rettungsschiff Abeille Normandie überwachen. „Während der Überwachung bricht das überladene Boot auseinander“, so die Behörde. An Bord dürften sich zu diesem Zeitpunkt 63 Menschen befunden haben. Die Leitstelle habe einen Mayday-Notruf herausgegeben und die Abeille Normandie drei Schnellboote zu Wasser gelassen. Hinzu kamen zwei britische Rettungsschiffe, ein britisches Flugzeug und ein französischer Hubschrauber, der ein Ärztteam einflog und dann das Meer nach Schiffbrüchigen absuchte.

„Bei der Suche in dem Gebiet entdeckt der Hubschrauber eine leblose Person im Wasser“, die, so Premar, an Bord der Abeille Normandie gebracht und dort für tot erklärt wurde. Über die Identität der Person und die Umstände des Todes wurden bislang keine Details bekannt.

Während der Rettungsaktion barg die Abeille Normandie 50 Menschen, die beiden britischen Schiffe weitere neun bzw. zwei. Diese seien dann dem französischen Schiff übergeben worden und in Boulogne-sur-Mer an Land gebracht. Zwei Menschen, und zwar ein unterkühltes Kind und seine Mutter, wurden in das Krankenhaus von Boulogne-sur-Mer geflogen.

Da eine weitere Person als vermisst galt, sei die Suche „bis zum Mittag“ fortgesetzt worden. Da sich die Havarie auf offener See ereignete, ist zu befürchten, dass die vermisste Person ebenfalls nicht mehr lebt.

„Es handelt sich nicht um eine unvermeidliche Tragödie“, schreibt die in Boulogne-sur-Mer tätige NGO Osmose 62 und verweist einmal mehr auf den systemischen Charakter der Krise. „Jedes verlorene Leben ist ein Schrei, den wir hören müssen. Jeder Schiffbruch ist ein Versagen unserer Menschlichkeit.“