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Channel crossings & UK

Bald 20.000 Bootspassagen

Inkriminierte Aufklärung: Sicherheits- und Notfallhinweise für Geflüchete in Calais. (Foto: Utopia 56 / Twitter)

Während im Oktober des vergangenen Jahres die Zahl der Bootspassagen stark zurückging, hält die Frequentierung der Kanalroute in diesem Oktober an. Nach Angaben der BBC passierten am Wochenende und Wochenbeginn vom 16. bis 19. Oktober 806 Menschen den Ärmelkanal und gelangten in britisches Hoheitsgebiet. Die Zahl der Channel crossers stieg damit auf über 19.400 Personen seit Jahresbeginn an und dürfte in Kürze die symbolpolitisch wichtige Grenze von 20.000 überschreiten. Am gleichen Wochenende wurden im französischen Teil des Kanals 482 Menschen aus Seenot gerettet.

Schiffbrüchige in der Nähe des Hafens von Calais, 18. Oktober 2021. (Foto: Utopia 56 / Twitter)

298 dieser Menschen wurden allein am 18. Oktober geborgen und zurück an die französische Küste gebracht. Utopia 56 zufolge waren dies mehr als je zuvor. „Die meisten von ihnen befinden sich heute Abend in den Straßen von Calais und Grande-Synthe, ohne ein Zelt“, erklärt die Organisation. Dass aus Seenot gerettete Exilierte im wesentlichen sich selbst überlassen werden, wurde bereits mehrfach dokumentiert.

Die Zahlen deuten an, dass die Passage mit dem Beginn der kalten Jahreszeit riskanter wird. Umso problematischer erscheint daher ein Vorfall, über die Utopia 56 am 16. Oktober, dem Beginn des genannten Wochenendes, berichtete: „Heute Nachmittag wurde ein Freiwilliger von Utopia 56 in Calais von der Polizei angehalten, weil er ‚zur Überfahrt aufforderte‘. Seine Schuld? Er informiert die Menschen an den Fenstern seines Wagens über die Gefahren der Überfahrt über das Meer.“ Ein zugehöriges Foto (siehe oben) zeigt, um welche Informationen es dabei ging: allgemeinverständliche Hinweise auf die wichtigsten Risiken, die offizielle Notrufnummer für den Fall einer Havarie, den Zugang zu aktuellen nautischen Daten und die Angabe kritischer Werte für Windstärke und Wellengang.

Bereits im Frühjahr hatte die britische Regierung über ein Aufsichtsgremium für humanitäre Organisationen Druck aufgebaut, um die Verteilung eines Flugblatts mit ähnlichen Informationen an der französischen Kanalküste zu erschweren (siehe hier). Gleichzeitig betrieb (und betreibt) sie eine Fake-Website, die sich an potenzielle Channel migrants richtet und auf die Gefahren für Leib und Leben hinweist, jedoch keinerlei Informationen für den Notfall enthält (siehe hier).

Die Information aber, dass eine Windstärke von mehr als 10 Knoten und eine Wellenhöhe von mehr als einem halben Meter kritisch sind, und Hinweis darauf, wie sich die entsprechenden Daten mit dem Smartphone abrufen lassen, sind im Ernstfall überlebenswichtig, auch und gerade jetzt. Sie ermöglichen es, in einer prekären und stressbeladenen Situation eine Risikoabwägung durchzuführen und eine Entscheidung zu treffen, die durchaus auf ein Nein gegenüber kommerziellen Schmugglern hinauslaufen kann. Dies wirbt nicht für eine Bootspassage, sondern ist Aufklärung.