Erneut ist in Calais ein Exilierter ums Leben gekommen. Der junge Mann, dessen Identität noch unklar ist, wurde am 4. Juli 2023 mit tödlichen Verletzungen im Bereich einer Autobahn gefunden. Erste Ermittlungen lassen vermuten, dass er versucht hatte, per Lastwagen nach Großbritannien zu gelangen. Es ist der vierte Todesfall eines Exilierten, der seit Jahresbeginn für Calais dokumentiert ist.
Über die Umstände ist nur wenig bekannt. Aus Meldungen der Lokalzeitung La Voix du Nord vom 4. Juli und 5. Juli geht hervor, dass die Feuerwehr am späten Nachmittag des 4. Juli alarmiert wurde und kurz darauf den schwerverletzten Mann in der Nähe des Autobahnkreuzes von Calais entdeckte. Er wurde mit polytraumatischen Verletzungen in das örtliche Krankenhaus gebracht, wo er noch am selben Abend verstarb.
Die Stelle, an der er gefunden wurde, befand sich an der Küstenautobahn A 16, die an Calais vorbei nach Boulogne-sur-Mer führt und außerdem das Betriebsgelände des Kanaltunnels mit dem Verladebahnhof für den Lastwagenverkehr nach Großbritannien anbindet.
Die zuständige Staatsanwaltschaft von Boulogne-sur-Mer geht derzeit davon aus, dass der Mann weder bei einem Versuch starb, auf ein Fahrzeug aufzuspringen, noch von einem fahrenden Fahrzeug erfasst wurde. Vielmehr habe sich der Mann wohl in/auf einem fahrenden Lastwagen befunden, von dem er angeblich gestürzt sei. Die genaue Todesursache werde noch ermittelt und der Fahrer des Lastwagen sei noch nicht identifiziert.
Über das Opfer ist bislang lediglich bekannt geworden, dass es sich um einen Exilierten im Alter von 20 bis 30 Jahren handelt. Zu seinen Ehren und zum Gedenken an die übrigen Grenztoten der Ärmelkanalregion fand am frühen Abend des 7. Juli in Innenstadt von Calais eine Kundgebung statt.
Von den inzwischen fünf seit Jahresbeginn dokumentierten Todesfällen in der Ärmelkanalregion ereignete sich einer bei Dunkerque (siehe hier) und die übrigen in bzw. bei Calais: Am 4. Januar wurde ein Mann von einem Zug erfasst, offenbar beging Suizid (siehe hier). Am 10. Mai starb ein weiterer Mann auf der Autobahn 216 in der Nähe desselben Autobahnkreuzes, vermutlich ebenfalls durch Suizid (siehe hier). Drei Wochen später wurde ein dritter Mann getötet, als er auf einen Lastwagen aufsprang (siehe hier). Sie alle waren aus Sudan geflüchtet.