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Channel crossings & UK

Noch nie so viele Bootspassagen in einem Monat

Nach einem Bericht der BBC haben noch nie so viele Exilierte den Ärmelkanal per Boot passiert wie im Juni. Demnach gelangten im Juni 2.179 Bootspassagiere auf die Insel, mehr also als im September vergangenen Jahres, der mit knapp zweitausend Channel crossers der bislang der verkehrsreichste Monat der Kanalroute war.

Seit Jahresbeginn haben, so berichtet BBC auf Grundlage von Zahlen des Innenministeriums, insgesamt 5.911 Personen in Booten übergesetzt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 2.477 gewesen. Diese Zunahme geschah trotz einer verstärkten Überwachung des französischen Küstenabschnitts östlich und südwestlich von Calais und der daraus resultierenden Teilverlagerung des Geschehens in entferntere Abschnitte wie etwa das Dünengebiet zwischen Dunkerque und der belgischen Grenze.

In der britischen Öffentlichkeit waren bereits die Zahlen des vergangenen Jahres wie Rekorde vormeldet worden; die britische Rechte hatte sie frühzeitig skandalisiert und zum historisch komplexen Narrativ einer Invation der Insel überhöht. Aktuell legitimiert die britische Innenministerin mit den Zahlen die Umsetzung ihres im März vorgestellten New Plan for Immigration, der während des Sommers in ein Gesetzgebungsverfahren für ein restriktives Asylrecht münden wird (siehe hier und hier).

Eine der darin vorgesehenen Maßnahmen trat in den vergangenen Wochen stark in den Vordergrund: Medienberichten zufolge soll die britische Regierung nach dänischem Vorbild oder sogar in direkter Zusammenarbeit mit Dänemark planen, über EU-Mitgliedsstaaten eingereiste Asylsuchende nach Ruanda zu verbringen, wo sie dann in einem offshore hub den Ausgang ihres Asylverfahrens abzuwarten hätten. Die Erfolgsaussichten im Asylverfahren wären, sollte der New Plan for Immigration Gesetz werden, dabei denkbar gering. Die Betroffenen wären dann sozusagen präventiv in eine Region abgeschoben worden, in die sie weder wollten, noch aus der sie stammten. Wie ernsthaft diese Pläne verfolgt werden oder ob sie eher aus diskurstaktischen Gründen geäußert wurden, bleibt zu untersuchen.