Kategorien
Boulogne-sur-Mer Channel crossings & UK

Fünfter Todesfall in wenigen Wochen

Ein Jugendlicher aus Eritrea starb am 8. Oktober 2023 bei einer gescheiterten Bootspassage nach Großbritannien. Seine Leiche wurde an einem Strand im Südwesten des Departements Pas-de-Calais entdeckt. Es ist der fünfte Todesfall im nordfranzösischen Grenzraum seit Mitte September.

Lokalen Medien zufolge wurde der leblose Körper von Feuerwehrleuten entdeckt, die gegen 6:30 Uhr zu einem Rettungseinsatz für Migrant_innen gerufen worden waren. Dies geschah an einem abgelegenen Strandabschnitt zwischen Merlimont und Berck, einem Gebiet südlich von Boulogne-sur-Mer. „Erste Hinweise deuten darauf hin, dass eine Gruppe von etwa sechzig Personen am frühen Morgen versuchte, auf einem Boot in See zu stechen. Das überladene Boot kenterte. Alle Menschen an Bord, junge Männer und einige Frauen, fielen ins Wasser,“ schreibt die Zeitung La voix du Nord. Die Reporterin berichtet von am Strand verstreuten Rettungswesten und einem Bootswrack, das im Laufe des Vormittags fortgeschafft wurde.

Über das Opfer ist bislang nur bekannt, dass es sich um einen „Eritreer im Alter von 17 oder 18 Jahren“ handelt; er sei ertrunken. Andere Exilierte hätten sich im Schockzustand befunden. „Fünfzehn von ihnen, zehn Männer und fünf Frauen, alle eritreischer Nationalität, wurden vom Bootsclub betreut, der seine Türen für die Schiffbrüchigen öffnete.“ Später sei die Gruppe zu Berfragungen nach Merlimont gebracht worden. Zu den Umständen des Todes ermittelt, wie üblich, die Staatsanwaltschaft von Boulogne-sur-Mer.

Wie Liberation berichtet, prüfte die Préfecture maritime de la Manche et de la Mer du Nord (Seepräfektur für den Ärmelkanal und die Nordsee), ob es eine Havarie auf See gegeben habe. Dies war offenbar nicht der Fall. Auch dies deutet darauf hin, dass es beim Ablegen oder unmittelbar danach zu der Katastrophe kam.

In der Nacht zum 8. Oktober bestanden günstige Witterungsbedingungen für die Überfahrt nach Großbritannien. Ausgangspunkt ist häufig der Küstenabschnitt bei Boulogne-sur-Mer, auch wenn die Passagier_innen oft aus den Camps bei Dunkerque oder Calais kommen. Britische Behörden registrierten für am 8. Oktober die Ankunft von 218 Menschen in sechs Booten.

Der aktuelle Todesfall ist der fünfte in einem Zeitraum von weniger als einem Monat: Am 14. September wurde ein junger Mann aus dem Sudan auf einer Nationalstaße südlich von Dunkerque tödlich verletzt (siehe hier). Am 26. September starb eine junge Frau aus Eritrea beim Ablegen eines Schlauchboots nahe Calais (siehe hier). Am 30. September wurde in einem Kanal bei Dunkerque die Leiche eines afrikanischen Exilierten entdeckt. Ein weiterer Exilierter wurde am selben Tag in Calais von einem Zug erfasst (siehe hier). Davor waren am 12. August sechs Menschen bei einer Havarie auf hoher See ertrunken (siehe hier).

Einen Tag nach dem neuerlichen Todesfall gedachten in der Calaiser Innenstadt rund hundert Menschen dem jungen Eritreer. Nach ihrer Zählung ist es der 381. Todesfall seit der Jahrtausendwende.