Auch in Brüssel leben momentan ungefähr 500 Migrant_innen mit dem Migrationsziel Großbritannien. Die Corona-Pandemie veränderte auch ihre Lage. Zwar verschlossen die Behörden ihren wichtigsten Treffpunkt, den Maximilianpark. Dennoch wurde – anders als in Calais und Grande Synthe – rasch eine Unterbringungslösung für so gut wie alle realisiert.
Kategorie: Corona
Wie die zivilgesellschaftliche Hilfsorganisation Care for Calais am 3. April 2020 auf Facebook mitteilte, hätten erste Evakuierungen am gleichen Tag begonnen. Die französischen Behörden hätten Unterbringungsmöglichkeiten auf freiwilliger Basis angeboten. Trotz hohen Misstrauens auf Seiten der Migrant_innen hätten 80 dieses Angebot angekommen. Jede Woche sollten nun mehrere Busse kommen, um Personen auf freiwilliger Basis zu diesen Einrichtungen zu bringen. Aktuell stünden wohl 400 Plätze zur Verfügung.
Zunächst eine Vorbemerkung: Bisher haben wir den Begriff „Räumung“ benutzt. „Räumung“ bedeutet für uns, dass Gewalt oder Zwang angewendet wird. Aufgrund der aktuellen hohen gesundheitlichen Risiken der Migrant_innen im Jungle aufgrund der Corona-Epidemie scheint er uns im momentanen Kontext nicht treffend. Einen Transport in (Wohn-)Gebäude auf freiwilliger Basis sehen wir positiv und würden dies eher als „Evakuierung“ bezeichnen. Den Begriff „Auflösung“ nutzen wir künftig dann, wenn noch nicht abzusehen ist, ob es sich um eine „Räumung“ oder eine „Evakuierung“ handelt, also in der Regel im Vorfeld einer staatlicherseits geplanten Aktion.
Wie die britische Zeitung Guardian am 29. März 2020 berichtete, soll die Auflösung des Jungles in Calais am Dienstag, dem 31. März beginnen. Hierzu sollen Busse die Camps in Calais sowie in Grande-Synthe anfahren, um angeblich nur die Migrantinnen, die dies freiwillig möchten, in Zentren zu bringen. Viele Migrant_innen misstrauten jedoch den Behörden und befürchten, in die Busse gezwungen zu werden. Zurzeit befänden sich ca. 1.500 Migrant_innen in Calais und 600 in Grande-Synthe.
Der Guardian beschreibt in dem Artikel ebenfalls die schlechte humanitäre Situation in den Camps aufgrund des corona-bedingten teilweisen Rückzugs der zivilgesellschaftlichen Hilfsorganisationen.
Trotz der Corona-Epidemie gingen die Versuche, Großbritannien zu erreichen jedoch weiter. In der vergangenen Woche soll dies 80 Migrant_innen gelungen sein.
Für die Migrant_innen in Calais kündigt sich immer mehr eine humanitäre Katastrophe an. Wir fassen einige Entwicklungen der vergangenen drei Wochen zusammen.
Fragen aus Calais
Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie setzten Diskussionen und Spekulationen über eine mögliche Räumung des Jungle von Calais und der übrigen Camps ein. In diesem Kontext wurde Freitag, der 27. März, als ein möglicher Zeitpunkt genannt. Angesichts dieser Unsicherheit (und vor dem Hintergrund früherer Erfahrungen mit Räumungen, insbesondere der Räumung des größten Jungle im Oktober 2016) veröffentlichte die Hilfsorganisation Care4Calais eine Reihe akuter Fragen:
Die belgische Ärztin Stephanie de Maesschalck reiste am 22. März 2020 nach Grande-Synthe bei Dunkerque, nachdem sie von einer katastrophalen Verschlechterung der Situation dort erfahren hatte.