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Dunkerque & Grande-Synthe

Mädchen stirbt bei Havarie im Hinterland

[Mit einem Update, 9. März 2024] Auf einer Wasserstraße im Hinterland der nordfranzösischen Küste kenterte am heutigen 3. März 2024 ein Boot, auf dem sich sechzehn Exilierte befanden. Offenbar hatten sie versucht, auf diese Weise den Ärmelkanal zu erreichen und nach Großbritannien überzusetzen. Bei der Havarie ertrank ein Kind im Alter von sieben Jahren.

Geographische Lage von Watten im Hinterland der Küste. (Karte: Openstreetmaps)

Das Unglück ereignete sich am frühen Morgen auf dem canal de l’Aa bei Watten. Die zum Departement Nord zählende Gemeinde liegt nicht an der Küste, sondern im Landesinneren zwischen Dunkerque, Calais und Saint-Omer. Der kanalisierte Fluss Aa verbindet die Gemeinde über eine Distanz von über 20 Kilometern mit dem Meer und passiert kurz vor der Mündung die Orte Gravelines und Grand-Fort Philippe. Von dort aus wurden in der Vergangenheit immer wieder Bootspassagen nach Großbritannien gemeldet (siehe hier). Um das Ablegen an Flüssen oder Kanälen zu verhindern, wurden drei andere Mündungen bei Dunkerque und Boulogne-sur-mer mit schwimmenden Barrieren versehen (siehe hier).

Wie der öffentlich-rechtliche Sender France 3 meldet, bestiegen „sechzehn Personen, darunter zehn Kinder und eine schwangere Frau“, ein an einem Kai des canal de l’Aa liegendes Boot. Der Sender zitiert den Präfekten der Region Hauts-de-France mit der Aussage: „Das vermutlich gestohlene Boot war nicht für so viele Personen ausgelegt. Es kenterte, kurz nachdem die Personen eingestiegen waren.“ Dabei ertrank ein siebenjähriges Mädchen, das sich, so der Präfekt, mit seiner Familie an Bord befand. Über die Identität des Kindes liegen bislang keine weiteren Informationen vor.

Die Familie mit drei Kindern sei in das Krankenhaus von Dunkerque gebracht worden, ebenso mehrere andere Passagier_innen, darunter weitere Kinder. Für die Übrigen habe die Gemeinde Watten einen Raum zur Aufwärmen zur Verfügung gestellt. Um sicherzugehen, dass es keine weiteren Opfer gebe, werde die Suche fortgesetzt.

Erst wenige Tage zuvor, am 28. Februar 2024, war bei einer Havarie auf dem Ärmelkanal eine Frau ertrunken; ein bis zwei weitere Passagiere sind seither vermisst und es muss angenommen werden, dass auch sie tot sind (siehe hier). Die Zahl der Menschen, die seit Jahresbeginn im Zusammenhang mit der Migration nach Großbritannien ihr Leben verloren, steigt damit auf elf.

Update, 9. März 2024:

Am Abend des 4. März fand in Calais ein Gedenken statt. Es war die zweite Veranstaltung aus einem solchen Anlass binnen einer Woche.

Inzwischen wurde bekannt, dass das Mädchen 2016 im Irak geboren wurde, ihr Name war Rola Al Mayali. Sie hatte drei Jahre in Griechenland und zwei Jahre in Deutschland verbracht, bevor sie in Frankreich starb. Sie wurde in Grande-Synthe bei Dunkerque beigesetzt.

La voix du Nord berichtet ergänzend, dass das Gebiet, wo sich der tödliche Unfall ereignete, bislang nicht als Ablegestelle von Exilierten bekannt war. Die Staatsanwaltschaft von Dunkerque leitete gegen drei Personen Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und weiterer Delikte ein.