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Calais

Erneut ein Todesfall in Calais

Zum wiederholten Mal ist ein Exilierter in Calais uns Leben gekommen. Über die Identität des Opfers und die genauen Umstände seines Todes ist bislang nichts bekannt. Fest steht, dass am 29. Mai 2022 ein Mann „vermutlich afrikanischer Herkunft“ (so die Staatsanwaltschaft Boulogne-sur-Mer) im südlichen Stadtgebiet von Calais von einem Güterzug erfasst und getötet wurde. Der Todesfall reiht sich in eine Serie ähnlicher Todesfälle ein, die sich seit dem vergangenen Herbst rund um die Camps im Südosten von Calais und das nahe gelegene Logistik-Gewerbegebiet Transmarck ereignet haben. Allein auf dem Bahngleis ist es der dritte Todesfall innerhalb eines halben Jahres.

Den Medien La Voix du Nord und InfoMigrants zufolge wurden die Rettungskräfte am frühen Morgen zur Unglücksstelle in der Nähe eines Bahnübergangs der Rue du Beau-Marais gerufen. Dort war der Mann in Höhe des Intermarché-Supermarkts auf der Bahnstrecke nach Dunkerque von einem Güterzug erfasst und auf der Stelle getötet worden. Der Mann sei auf den Gleisen liegend gefunden worden, möglicherweise in einem Schlafsack. Laut Staatsanwaltschaft sei es „möglich, dass er in den letzten Augenblicken aufgestanden ist“, ohne dass der Lokführer noch anhalten konnte. Die Ermittlungen gehen bislang von den Hypothesen Suizid oder Desorientierung aus.

Bereits am 4. November (siehe hier) und 28. Februar (siehe hier und hier) war es auf der gleichen Bahnstrecke zu tödlichen Unfällen gekommen. Die Gleise werden von Geflüchteten als Fußweg genutzt und in ihrer Nähe befinden sich mehrere informelle Lebensorte, darunter unmittelbar neben dem Gleiskörper das Camp Old Lidl. Weitere Exilierte starben in Transmarck und auf der Autobahn. Die meisten dieser Todesfälle stehen im Zusammenhang mit Versuchen, auf einen Lastwagen mit dem Ziel Großbritannien zu gelangen.

Im Konxest des britisch-französischen Grenzraumes starben im laufenden Monat bereits zwei Personen: Am 23. Mai wurde ein irakischer Kurde bei Dunkerque erschossen (siehe hier). Am 11. Mai wurde in Transmarck die Leiche eines jungen Mannes aus dem Sudan entdeckt, der in einem Lastwagenanhänger Suizid begangen hatte (siehe hier und hier).

InfoMigrants schreibt dazu: „Diese Unfälle, gepaart mit den schlechten Lebensbedingungen und der ‚Polizeischikane‘ – derzeit finden in der Region alle 36 oder 48 Stunden Zwangsräumungen statt – verschlechtern die psychische Gesundheit der Migranten erheblich. In jüngster Zeit hat die Ankündigung des Vereinigten Königreichs, die Asylanträge in Ruanda auszulagern, ihre Ängste vervielfacht.“