Wie die Organisation Utopia 56 am gestrigen 23. Juli 2022 mitteilte, starb ein weiterer Mensch im Kontext der britisch-französischen Grenzpolitik. Es handelt sich um einen etwa 25 Jahre alten Mann vermutlich aus Somalia, dessen Identität jedoch nicht geklärt werden konnte. Laut Utopia 56 war er am 28. Juni auf der Straße entlang des Camps in Loon-Plage bei Dunkerque (siehe hier und hier) von einem Lastwagen überfahren worden. Nach einer Krankenhausbehandlung in Lille verstarb er am 30. Juni. Die Ermittlungen der Behörden ergeben, dass es sich um einen Fall von Suizid handelte. Der Mann war nach den Erkenntnissen von Utopia 56 erst wenige Tage zuvor über Belgien in das Camp von Loon-Plage gekommen.
„Nachdem wir diese schreckliche Nachricht erhalten hatten, versuchten wir mit Unterstützung anderer Personen und Organisationen, Angehörige, Freunde oder Mitreisende des jungen Mannes ausfindig zu machen, was uns jedoch nicht gelang“, heißt es in der Erklärung von Utopia 56. Auch durch Anfragen bei Behörden, Verbänden und Botschaften gelang es nicht, die Identität des Mannes zu klären, sodass dessen Angehörige nicht kontaktiert und über seinen Tod informiert werden konnten.
„Doch dieser Todesfall reiht sich in eine viel zu lange Liste von Toten und Vermissten an den Grenzen ein, die nicht verschwiegen werden sollte. Die Not der Menschen, die dort festsitzen, ist groß und das Schicksal, das unsere Politiker für sie bereithalten, inakzeptabel. […] Mit unseren Worten möchten wir die Gewalt der Nicht-Aufnahme, der erzwungenen Wanderschaft und der unmenschlichen Behandlung von Menschen im Exil erneut anprangern“, so Utopia 56.
Insgesamt starben seit 1999 mindestens 350 Migrant_innen und drei EU-Bürger Zusammenhang mit der undokumentierten Passage der britisch-französischen Grenze. Seit September 2021 werden monatlich neue Todesfälle gemeldet, darunter am 11. Mai ein weiterer Suizid (siehe hier und hier).