Ein Boot voller Menschen verbrennt, nein: Es wird in Brand gesetzt. Die Menschen sind Puppen, durch Hautfarbe und Kleidung als Migranten markiert. Ihre symbolische Tötung erfolgt auf einer Art Scheiterhaufen vor einer feiernden Menschenmenge und bildet den Höhepunkt eines Volksfestes. Während die Polizeibehörden gegen die Veranstalter des Spektakels wegen Hasskriminalität ermitteln, machen sich rechtsextreme Aktivist_innen das Bildmaterial der brennenden Channel migrants zueigen. Die Bilder entstanden am 10. Juli 2025 im nordirischen Dorf Moygashel, das damit internationale Aufmerksamkeit erfuhr.
Zum Gipfeltreffen von Emanuel Macron und Keir Starmer
Während des britisch-französischen Gipfels in London kündigten die Regierungschefs beider Staaten, Keir Starmer und Emanuel Macron, weitere Maßnahmen gegen die Migration auf der Kanalroute an: Erstens sollen Einsätze von Polizei bzw. Gendarmerie gegen Schlauchboote im küstennahen Gewässer legalisiert werden. Zweitens soll ein Rücknahmeabkommen getestet werden, nach dem eine Anzahl von Channel migrants nach Frankreich abgeschoben werden kann und Großbritannien im Gegenzug andere Asylsuchende aus Frankreich aufnimmt. Das Vorhaben gleicht einer kleinen Version des EU-Türkei-Deals von 2016. Unter dem Eindruck eines erstarkenden Rechtsextremismus in seinem Land präsentierte Starmer dies als einen migrationspolitischen Durchbruch. Aber trifft das zu?
Juli 2025
Wir verlinken hier eine Auswahl aktueller Meldungen aus den Medien und Beiträge von Exilierten und Aktivist_innen und mit Bezug zur Situation im kontinentaleuropäisch-britischen Migrationsraum.

Südlich von Boulogne-sur-Mer filmte die BBC am 4. Juli 2025, wie französischen Gendarmen ein schwimmendes Schlauchboot aufstachen. Bereits im Juni hatte Utopia 56 eine vergleichbare Situation in einem anderen Küstenabschnitt dokumentiert (siehe hier). Das aktive Stoppen von Booten, die sich bereits im Wasser befinden, ist illegal. Wenige Tage vor dem Besuch Emanuel Macrons bei Keir Starmer deutet dessen Sprecher den BBC-Bericht als Anzeichen dafür, dass Frankreich eine solche Praxis schon bald legalisieren könnte.
In der ersten Jahreshälfte überquerten rund 20.000 Menschen den Ärmelkanal in unsicheren Schlauchbooten. Es ist der höchste Wert, der für diesen Zeitraum je registriert wurde, aber die Entwicklung war seit Monaten absehbar. Parallel dazu zeichnet sich ab, dass die extreme Rechte die small boats für ihr Vorhaben nutzen wird, an die politische Macht im Vereinigten Königreich zu gelangen – eine noch vor Monaten nur schwer vorstellbare Situation.
Seit fünf Monaten zeichnet sich ab, dass die französische Regierung den Operationsraum für Einsätze gegen ablegende Schlauchboote ausweiten will. Endeten die legalen Möglichkeiten bislang an der Wasserlinie, sollen sie nun auf die küstennahen Gewässer und auf Flüsse ausgeweitet werden. Ein Video legt den Schluss nahe, dass eine solche Praxis bereits angewandt wird. Im Juli könnten sie Teil bilateraler Vereinbarungen zwischen Frankreich und Großbritannein werden. NGOs befürchten, dass das Risiko für Todesfälle dann noch weiter zunehmen wird.
Inzwischen zeichnet sich ein etwas klareres Bild dessen ab, was am frühen Abend des 15. Juni im Jungle von Loon-Plage geschah. Die französischen Behörden gaben den Tod einer zweiten Person bekannt und halten nun offenbar einen versehentlich abgegeben Schuss sowie einen Suizid für möglich; die beiden Toten sind Kurden aus dem Irak. Für die Bewohner_innen des Jungle trat in den Tagen danach eine materielle Extremsituation ein: Rund tausend Menschen verloren zeitweise ihren einzigen Zugang zu sauberem Wasser.
Einen Tag, nachdem bei Loon-Plage ein junger Mann aus dem Sudan durch eine Kopfschuss getötet und fünf weitere verletzt wurden (siehe hier), kam es am 15. Juni zu einer weiteren tödlichen Gewalttat. Französiche Medien berichten von einem Todesopfer, einem Schwer- und einem Leichtverletzten. Ein Sender aus dem irakisch-kurdischen Erbil veröffentlicht eine abweichende Darstellung.
Juni 2025
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Die Camps bei Loon-Plage nahe Dunkerque waren bereits mehrfach Schauplatz tödlicher Gewalt. Am 14. Juni 2025 starb dort erneut ein Mensch, fünf weitere wurden durch Schüsse verletzt, unter ihnen ein Kleinkind. Zwei Personen wurden unter Mordverdacht festgenommen.