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Calais Dunkerque & Grande-Synthe

Massive Räumungen zu Beginn der kalten Jahreszeit

Räumung des Jungle von Loon-Plage, 19. Oktober 2023. (Foto: No Border Medics)

Nach der Räumung des Camps Old Lidl in Calais (siehe hier) führten die Behörden zwei weitere Räumungen durch. Beide galten dem Jungle in Loon-Plage bei Dunkerque – für viele Exilierte die letzte Station vor der Bootspassage nach Großbritannien. Innerhalb von weniger als zwei Wochen waren damit fast alle Geflüchtete, die in Nordfrankreich auf ihr Weiterkommen nach Großbritannien warten, von einer Räumung betroffen.

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Allgemein

Keine Solidarität mit Antisemitismus!

Am 7. Oktober 2023 durchbrachen islamistische Milizionäre die Grenzanlagen zwischen dem Gazastreifen und Israel, um ein Massaker an Jüdinnen und Juden zu verüben und durch dieses unfassbare Verbrechen eine militärische Antwort der angegriffenen Seite zu provozieren. Warum thematisieren wir dies? Um nicht zu schweigen! Denn uns ist nicht entgangen, dass im Kontext der Solidaritätsbewegung mit den Exilierten in Calais seit dem Massaker mehrere Solidaritätsbekundungen mit Palästina verbreitet wurden – darunter ein Post, der die Grenzen zwischen Israel und Gaza mit der Grenze zwischen Großbritannien und Frankreich vergleicht, illustriert durch ein Video vom Tag des Pogroms, auf dem die späteren Mörder genau diese Grenze durchbrechen. Aber wer schweigt, stimmt stillschweigend zu. Daher unser Statement: Der mörderische Überfall auf Israel durch die Hamas ist nicht entschuldbar, nicht durch die prekäre Situation der palästinensischen Bevölkerung, nicht durch die folgende Eskalation, nicht durch seinen historischen und geopolitischen Kontext. Und erst recht nicht durch eine Gleichsetzung mit Calais. Er ist kein Akt der Befreiung, des Antirassismus oder der Resistance. Er hat nichts gemein mit der Überwindung inhumaner Grenzregimes und Migrationspolitiken. Es war einfach nur ein Massaker an Jüdinnen und Juden, ein antisemitischer Terrorakt. Ihm gebührt keine Solidarität und kein Verständnis.

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Calais

Old Lidl: Massive Räumung im Logistikpark

Eingang des Camps Old Lidl mit den Neubau eines Logistikzentrums, Mai 2023 (Foto: Th. Müller)

Am Rand von Calais kam es am 10. Oktober zu einer der größten polizeilichen Räumungen eines Camps seit 2016. Betroffen war, wie bereits im Juni (siehe hier und hier), das Camp Old Lidl. Mit bis zu tausend Bewohner_innen meist sudanischer Herkunft war es der größte informelle Lebensort im Raum Calais. Einen Tag nach der Räumung begannen Bewohner_innen mit dem Wiederaufbau. Nach wie vor ist die Entwicklung des Camps eng mit einem Gewerbegebiet verflochten, über das ein Großteil des Frachtverkehrs nach Großbritannien läuft. Die Erschließung neuer Flächen für Firmenansiedlungen bildet den Hintergrund der aktuellen Räumung – und ist Teil einer expandierenden Hochsicherheitslandschaft im Vorfeld der britischen Grenze.

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Boulogne-sur-Mer Channel crossings & UK

Fünfter Todesfall in wenigen Wochen

Ein Jugendlicher aus Eritrea starb am 8. Oktober 2023 bei einer gescheiterten Bootspassage nach Großbritannien. Seine Leiche wurde an einem Strand im Südwesten des Departements Pas-de-Calais entdeckt. Es ist der fünfte Todesfall im nordfranzösischen Grenzraum seit Mitte September.

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Externe Berichte

Oktober 2023

Wir verlinken hier eine Auswahl aktueller Meldungen aus den Medien und Beiträge von Exilierten und Aktivist_innen und mit Bezug zur Situation im kontinentaleuropäisch-britischen Migrationsraum.

Foto: Julia Druelle
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Allgemein

25.000 Bootspassagen, erschwerte Bedingungen

Mit der Ankunft von 472 Exilierten am 2. Oktober 2023 überschritt die Zahl der Bootspassagier_innen in diesem Jahr die Marke von 25.000. Dies sind etwas weniger Menschen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – ein Rückgang, der von der britischen Regierung als Bestätigung ihrer Migrationspolitik gedeutet wird. Währenddessen kündigte die französische Seite eine weitere Verstärkung der Küstenüberwachung an. Lokale NGOs berichteten von teils massiver Gewalt gegen ablegende Boote.

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Calais Dunkerque & Grande-Synthe

Zwei weitere Todesfälle bei Calais und Dunkerque

Wenige Tage nach dem Tod einer Eritreerin bei einer Bootspassage (siehe hier) starben zwei weitere Geflüchtete im nordfranzösischen Grenzraum. Beide Todesfälle ereigneten sich am 30. September 2023: In Calais wurde ein Mann von einem Zug erfasst und in Loon-Plage bei Dunkerque ertrank ein Mann in einem Kanal.

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Calais Channel crossings & UK

Eine Frau stirbt bei einer Bootspassage

[Updated, 30. September 2023]

Eine junge Frau aus Eritrea verlor am 26. September 2023 bei einer versuchten Bootspassage ihr Leben. Medienberichten zufolge wurde an einem Strand westlich von Calais ihr Tod festgestellt, nachdem sie bewußtlos ins Meer gestürzt war – möglicherweise weil sie über Bord geworfen wurde – und ihr Partner vergeblich versucht hatte, sie zu retten. Nach der Havarie vom 12. August, bei der sechs Menschen ertranken (siehe hier und hier), ist es der zweite Todesfall während einer Bootspassage im laufenden Jahr.

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Dunkerque & Grande-Synthe

Zerstörung einer Distribution Area

In Loon-Plage kommt es in unregelmäßigen Abständen zur Räumung des Jungle, zuletzt am 8. August 2023. Mehrfach verschob sich damit der Standort des Camps, allerdings innerhalb eines überschaubaren Gebiets. Eine unverzichtbare Anlaufstelle für die zeitweise mehr als tausend Bewohner_innen ist die distribution area, auf der mehrere unabhängige Kollektive materielle und medizinische Hilfe bereitstellen. Am 13. September wurde dieser Platz unbrauchbar gemacht: Ein Bagger zerwühlte das Gelände großflächig. Doch so brachial das Vorgehen war, so planlos erscheint es zugleich.

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Dunkerque & Grande-Synthe

Zwei Exilierte starben bei Dunkerque und in Lille

Erneut starb ein Geflüchteter in der Nähe von Dunkerque. Wie die Zeitung La voix du Nord berichtet, ist das Opfer „ein junger Migrant in den Zwanzigern“. Er starb am Abend des 14. September 2023 auf der Nationalstraße 225 in der Nähe von Bierne südlich von Dunkerque. Die Straße ist eine wichtige Verbindung von Lille zur Kanalküste. Offenbar wurde der junge Mann in der Nähe der Abfahrt Bierne von einem Auto angefahren. Die gegen 22.10 Uhr herbeigerufene Feuerwehr leitete Notfallmaßnahmen ein, konnte sein Leben jedoch nicht retten. Über das genaue Geschehen und die Identität des jungen Mannes liegen noch keine Angaben vor. [Update: Später wurde bekannt, dass er ein sudanischer Staatsangehöriger namens Jallal war, der in einem Camp von Calais lebte.] Unterdessen wurde ein weiterer Todesfall bekannt, der sich bereits im August in Lille ereignete.