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Gefährliche Dynamik: Kanalroute im November

Channel Rescue am 11. November 2021: „Our activists monitored multiple interceptions and rescues in the Channel today as hundreds still cross despite the freezing waters.“ (Foto: Channel Rescue)

Es wäre zu erwarten gewesen, dass die Kanalroute im Herbst weniger stark frequentiert würde – auch und gerade wegen der größeren Risiken während dieser Jahreszeit. Stattdessen erreichten am 11. Novmber 2021 zum ersten Mal mehr als tausend Channel migrants an einem einzigen Tag die englische Küste: 1.185 Personen in 33 Booten. Erst am 4. November war mit 853 Personen in 25 Booten überraschend ein Tagesmaximum gemeldet worden. Nach den Todes- und Vermisstenfällen der vergangenen Wochen werden erneut drei Menschen nach einer Havarie vermisst. Die Passage des Kanals ist deutlich gefährlicher geworden.

In den Tagen nach dem Höchstwert vom 4. November hatten zunächst nur wenige Boote den Kanal durchquert, am 6. November beispielsweise eines mit 29 Menschen an Bord. Mit einer Verbesserung der Wetterlage stiegen die Zahlen rasch wieder an: Am 9. November waren es 16 Boote mit 504 Personen, am 9. November 22 Boote mit 995 Personen und am 11. Novmeber die bereits erwähnten 33 Boote mit 1.185 Personen. Innerhalb von drei Tagen setzten damit fast 2.700 Menschen über. Die Gesamtzahl seit Jahrebeginn stieg auf knapp 24.000 Personen und hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdreifacht.

Die Zahlen spiegeln auch die größeren Risiken der Bootspassagen. Im Jahr 2020 war der Tag mit den meisten erfolgreichen Bootspassagen der 2. September, an dem 406 Personen in 28 Booten übersetzen. Waren dies im Durchschnitt 14 Menschen pro Boot, so waren es nun 31 (9. November), 45 (10. November) und 35 (11. November). Und noch wichtiger: Im Vorjahr hatte die Frequentierung der Kanalroute in den Herbstmonaten ab Oktober stark abgenommen. Nun ist das Gegenteil der Fall.

Wie bereits in den Vorwochen, fanden vor der nordfranzösischen Küste erneut zahlreiche Rettungseinsätze statt. Am frühen Morgen des 11. November wurde das Regionale Überwachungs- und Rettungszentrum CROSS (Centre régional opérationnel de surveillance et de sauvetage) von Gris-Nez darüber informiert, dass die Gendarmerie vor der Küste von Calais zwei treibende Kajaks gefunden habe. Aus den Berichten von zwei aus Seenot Geretteten ergab sich dann, dass drei Personen vermisst wurden. Eine daraufhin durchgeführte Suchaktion mit Booten und einem Hubschrauber wurde am Abend eingestellt.

Insgesamt sind seit dem 29. Oktober bis zu sieben Exilierte auf See vermisst; zwei weitere Menschen sind auf See gestorben (siehe hier). Es sind mehr Havarien mit Todesopfern bzw. Vermissten auf der Kanalroute als je zuvor.

Zu den Daten vgl. Simon Jones (BBC) beruhend auf Daten des britischen Innenministeriums.