Erneut kam es im Ärmelkanal zu einer tödlichen Havarie, die drei Menschen das Leben kostete. Das Unglück ereignete sich weniger als eine Woche nach dem Tod eines Säuglings und knapp zwei Wochen nach vier weiteren Todesfällen (siehe hier und hier). Damit verfestigt sich die Beobachtung, dass in diesem Herbst nahezu wöchentlich Exilierte an der nordfranzösischen Küste sterben.
Schlagwort: Calais
Nach einer Schlechtwetterphase, in der kaum Schlauchboote übersetzten, war der 5. Oktober 2024 der Tag mit den meisten Bootspassagen seit Jahresbeginn. Am diesem Tag kam es zu zwei weiteren tödlichen Ereignissen. Dabei starben vier Menschen, unter ihnen ein Kind im Alter von zwei Jahren. Mit ihrem Tod setzt sich die fatale Dynamik der Vormonate fort. Seit Jahresbeginn starben 57 Menschen bei dem Versuch, Großbritannien zu erreichen. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit steigt ihre Zahl noch stärker an.[Updated, 6. Oktober 2024]
Ob Labour, Tories oder rechte Randalierer*innen: in Großbritannien wollen alle die Flüchtlingsboote über den Ärmelkanal stoppen. Für jene, die darin sitzen, bedeutet dieser Diskurs eine Gefahr, die immer öfter tödlich endet.

Im Zuge der rassistischen Ausschreitungen in der ersten Augustwoche kündigten britische Rechtsextreme provokativ an, ab dem 11. August 2024 mit „drei Autos voller Patrioten“ in Calais zu agieren (siehe hier und hier). Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass eine solche Aktion tatsächlich stattgefunden hat. Vielmehr sitzt der Initiator des Aufrufs inzwischen in britischer Haft. Allerdings ist der Versuch, die Situation im nordfranzösichen Migrationsraum für rechtsextreme Kampagnen zu nutzen, damit nicht vom Tisch. Aber er ist auch nicht neu.
Im Zuge der rassistischen Krawalle in Großbritannien kündigten britische Rechtsextreme an, ab dem 11. August 2024 in Calais zu agieren. Dahinter dürfte der Wunsch stehen, auch in Frankreich rechtsextreme Ausschreitungen zu erzeugen und Gewalt gegen Exilierte und ihre Unterstützer_innen auzustacheln, sich aber mindestens für die eigene Follower_innen in Szene zu setzen. Im Vorfeld erschien nun der unten dokumentierte Aufruf, sich ihnen aktiv entgegenzustellen. Der Aufruf erschien auf der Website des Netzwerks Calais Migrant Solidarity, das sich als Teil der No borders-Bewegung versteht.
[Updated] Im Augenblick folgen Todesfälle von Exilierten im nordfranzösischen Grenzraum binnen weniger Tage. Diese Situation ist, verglichen mit den zurückliegenden Jahren, beispiellos. Im Juli meldeten wir allein vier tödliche Situationen auf See, bei denen sieben Menschen starben; hinzu kam der Tod eines Säuglings erst vor wenigen Tagen. Am heutigen 2. August 2024 ertrank ein Geflüchteter aus dem Sudan an einem Kai mitten in Calais. Die Umstände deuten auf Suizid hin.
Tod eines Babys in Calais

In den Räumlichkeiten von Secours Catholique in Calais starb am 29. Juli 2024 ein kleiner Junge namens Mohammed. Medienberichten zufolge war er mit seinen Eltern im Tageszentrum, das die französische Schwesterorganisation der Caritas in der Innenstadt für Geflüchtete unterhält. Eine Autopsie soll nun klären, ob das Baby, wie vermutet wird, an einer Krankeit starb.
Zum wiederholten Mal ist am 28. Juli 2024 ein Mensch bei der Überfahrt eines Schlauchboots nach Großbritannien gestorben. Der leblose Körper wurde während eines Rettungseinsatzes an Bord eines Schlauchbootes entdeckt, auf dem sich mehr als siebzig Personen befanden. Es ist der 27. Todesfall seit Jahresbeginn und der siebte im Monat Juli.
Ein rechtsfreier Raum
Details zu Übergriffen vor der Räumung des besetzten Hauses in Calais
Am 2. Juli wurde ein seit 2022 besetztes und durch einen Gerichtsbeschluss bis 2025 legalisiertes Haus in der Calaiser Innenstadt geräumt (siehe hier). Nun machten Aktivist_innen einige Vorkommnisse öffentlich, die schließlich zur Räumung führten, zugleich aber ein weiteres Schlaglicht auf die Situation nach der fatalen Europawahl vom 9. Juni 2024 werfen. Demnach schufen Nachbar_innen, Rechtsextreme, Medien und Behörden rund um das Haus eine Art rechtsfreien Raum. Die Ereignisse wirken wie ein Vorgeschmack auf Zustände, die bei einer Regierungsübernahme durch den Rassembelement National vermutlich gängig geworden wären – in Calais aber nicht wirklich verwundern. Daher lohnt ein Rückblick.
Bei der Havarie eines Schlauchbootes starb am 19. Juli 2024 ein weiterer Exilierter. Nach den Havarien am 12. Juli mit vier Todesopfern (siehe hier) und am 17. Juli mit einem Todesopfer (siehe hier) ist es der sechste Grenztote innerhalb einer Woche. Eine solche Häufung tödlicher Ereignisse ist außergewöhnlich und verheißt Schlimmes für die zweite Hälfte des Jahres.