Zum wiederholten Mal ereignete sich im Jungle von Loon-Plage bei Dunkerque eine tödliche Gewalttat: Ein Mensch starb am 27. Juli 2025, nachdem mehrfach auf ihn geschossen worden war. Über die Hintergründe wurde bislang nichts bekannt, doch reiht sich der Fall in eine Reihe ähnlicher Tötungsdelikte ein, die sich seit Jahren in den Camps bei Dunkerque abspielen.
Meilenstein oder marginal?
Ein Blick auf die britischen Sanktionen gegen vermeintliche Menschenschmuggler und ihren Effekt
Die Labour-Regierung sieht die Sanktionsliste gegen Schleuser-Netzwerke als bahnbrechenden Schritt ihres eigenen ‚Stop the boats‘- Konzepts. Außerhalb sind die Zweifel dagegen groß – nicht zuletzt angesichts eines Anti-Migrations-Diskurses, in dem sie mit dem Rücken zur Wand steht. Die Liste selbst bietet dagegen überaus interessante Einblicke.
Todesfall bei Écault
Bei einer versuchten Bootspassage starb am Morgen des heutigen 26. Juli 2025 erneut ein Geflüchteter. Wie so oft in den vergangenen Moanten und Jahren, ereignete sich der Todesfall im küstennahen Gewässer. Nach der Zählung der NGO Utopia 56 starben seit Jahresbeginn 26 Personen auf See oder an Land im Zusammenhang mit der Migration auf der Kanalroute.
Ein Einsatzprotoll der französischen Leitstelle CROSS Gris-Nez verdeutlicht die Risiken, die einem systematischen Stoppen der Schlauchboote im küstennahen französischen Gewässer verbunden wären. Eine solche Praxis soll nach dem britisch-französischen Gipfel vom 10. Juli künftig legalisiert werden (siehe hier), wird aber faktisch bereits praktiziert. Das dem britischen Guardian vorliegende Protokoll dokumentiert, dass ein von französischen Gendarmen durch Stiche beschädigtes Boot den Ärmelkanal dennoch überquerte und einige Stunden aus dem Blick der Rettungsleitstelle geriet.
Im März 2024 ertrank Jumaa Al-Hasan in einer Wasserstraße im Hinterland des Ärmalkanals. Bereits frühzeitig gab es Hinweise auf eine mögliche Mitschuld der Polizei am Tod des 27jährigen Syrers (siehe hier und hier). Nach Rechechen des französischen Investigativmediums Disclose auf der Basis einer digitalen Modellierung des Geschehens leitete die Staatsanwaltschaft Dunkerque eine Voruntersuchungen gegen die Polizei ein.
Britisch-deutsche Gesetzesänderung

Eine Woche nach dem britisch-französischen Gipfel (siehe hier) trafen in London am 17. Juli 2025 Premierminister Keir Starmer und Bundeskanzler Friedrich Merz sowie die Außenminister beider Staaten zusammen. Sie unterzeichneten einen Vertrag über Freundschaft und bilaterale Zusammenarbeit und beschlossen einen gemeinsamen Aktionsplan. Darin geht es auch, aber nicht vorrangig, um die Migration auf der Kanalroute. Eine konkrete Folge dürfte eine Änderung des deutschen Strafrechts sein, um Handlungen im Zusammenhang mit Schleusungen nach Großbritannien zu kriminalisieren.
Erneuter Todesfall in Transmarck
Das Gewerbegebiet Transmarck in der Gemeinde Marck bei Calais wurde erneut zum Ort eines tödlichen Vorfalls: Am frühen Morgen des 15. Juli 2025 wurde dort die Leiche eines jungen Mannes aus dem Sudan entdeckt. Dieser hatte vermutlich versucht, auf einen Lastwagen nach Großbritannien zu gelangen.
Ein Boot voller Menschen verbrennt, nein: Es wird in Brand gesetzt. Die Menschen sind Puppen, durch Hautfarbe und Kleidung als Migranten markiert. Ihre symbolische Tötung erfolgt auf einer Art Scheiterhaufen vor einer feiernden Menschenmenge und bildet den Höhepunkt eines Volksfestes. Während die Polizeibehörden gegen die Veranstalter des Spektakels wegen Hasskriminalität ermitteln, machen sich rechtsextreme Aktivist_innen das Bildmaterial der brennenden Channel migrants zueigen. Die Bilder entstanden am 10. Juli 2025 im nordirischen Dorf Moygashel, das damit internationale Aufmerksamkeit erfuhr.
Zum Gipfeltreffen von Emanuel Macron und Keir Starmer
Während des britisch-französischen Gipfels in London kündigten die Regierungschefs beider Staaten, Keir Starmer und Emanuel Macron, weitere Maßnahmen gegen die Migration auf der Kanalroute an: Erstens sollen Einsätze von Polizei bzw. Gendarmerie gegen Schlauchboote im küstennahen Gewässer legalisiert werden. Zweitens soll ein Rücknahmeabkommen getestet werden, nach dem eine Anzahl von Channel migrants nach Frankreich abgeschoben werden kann und Großbritannien im Gegenzug andere Asylsuchende aus Frankreich aufnimmt. Das Vorhaben gleicht einer kleinen Version des EU-Türkei-Deals von 2016. Unter dem Eindruck eines erstarkenden Rechtsextremismus in seinem Land präsentierte Starmer dies als einen migrationspolitischen Durchbruch. Aber trifft das zu?
Juli 2025
Wir verlinken hier eine Auswahl aktueller Meldungen aus den Medien und Beiträge von Exilierten und Aktivist_innen und mit Bezug zur Situation im kontinentaleuropäisch-britischen Migrationsraum.
