
Mit einem geplanten Rücknahme-Abkommen zwischen Großbritannien und Frankreich will die Labour-Regierung Handlungsfähigkeit bei der Bekämpfung der Kanal-Überquerungen demonstrieren. Dass ihr das gelingt, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich.
Mit einem geplanten Rücknahme-Abkommen zwischen Großbritannien und Frankreich will die Labour-Regierung Handlungsfähigkeit bei der Bekämpfung der Kanal-Überquerungen demonstrieren. Dass ihr das gelingt, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich.
Die starke Frequentierung der Kanalroute, die bereits in den Wintermonaten zu beobachten war (siehe hier), dauert an – und ebenso die Serie tödlicher Vorfälle: Am 18. April 2025 starb ein weiterer Migrant während der Bootspassage. Sein lebloser Körper wurde in britischen Gewässern geborgen und in Dover an Land gebracht. [Updated, 20. April 2025]
Am 11. April 2025 starb erneut eine Geflüchtete in Nordfrankreich. Der Todesfall ereignete sich in einem Camp bei Loon-Plage nahe Dunkerque. Über die Identität der leblos aufgefundenen Frau und die Umstände ihres Todes liegen bislang nur bruchstückhafte Informationen vor.
Wir verlinken hier eine Auswahl aktueller Meldungen aus den Medien und Beiträge von Exilierten und Aktivist_innen und mit Bezug zur Situation im kontinentaleuropäisch-britischen Migrationsraum.
In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 passierten annähernd 6.642 Menschen den Ärmelkanal in Schlauchbooten. Es ist der höchste jemals registrierte Wert für diesen Zeitraum und ein Anstieg von 22 % gegenüber dem Vorjahr. Auch befanden sich im Durchschnitt noch nie so viele Menschen an Bord. Insgesamt setzt sich ein Ausweichen auf die ungünstigere Jahreszeit fort (siehe hier), dem in geographischer Hinsicht ein Ausweichen auf weiter entfernte Küstengebiete entspricht. Zum ersten Mal wurde ein Notruf aus dem Seegebiet vor Cherbourg dokumentiert.
Am Ende des Londoner Gipfels gegen sogenannte „Organisierte Einwanderungskriminalität“ (Organized Immigration Crime; OIC; siehe hier) gab die britische Regierung zwei weitere internationale Initiativen bekannt. Sie betreffen die künftige Zusammenarbeit einerseits mit den USA, Schweden, Tunesien, Albanien und Vietnam, andererseits mit Serbien.
Die britische Regierung verstärkt ihren Ansatz, die Problematik der Kanalroute zu internationalisieren. Am 31. März und 1. April 2025 lud sie Vertreter_innen von über 40 Staaten, darunter die USA, internationalen Organisationen und Technologieunternehmen zum Organized Immigration Crime Summit ein. Premierminister Keir Starmer rief zum gemeinsamen Kampf gegen die sogenannte „Organisierte Einwanderungskriminalität“ (Organized Immigration Crime; OIC) auf. Gleichzeitig gab seine Regierung einige neue Maßnahmen bekannt und rückte die Migrationsbekämpfung in einem ganz anderen Teil der Welt in den Blick: dem Seegebiet vor Haiti. Hier eine Einschätzung des ersten Gipfeltages.
Die Zahl der Exilierten, die innerhalb einer Woche an der nordfranzösischen Küste starben, erhöht sich auf vier. Bereits am 19. und 20. März hatten zwei Menschen auf See ihr Leben verloren (siehe hier). Am 21. März wurde ein junger Migrant erhängt in einem Dünengebiet bei Tardinghen aufgefunden und am 24. März an einem Strand bei Calais der leblose Körper einer Frau entdeckt.
Nach einer Schlechtwetterphase fanden in den vergangenen Tagen zahlreiche Bootspassagen nach Großbritannien statt. Dabei starben am 19. und 20. März 2025 zwei Exilierte. Ihr Tod ist symptomatisch: Die im Herbst 2023 begonnene Häufung tödlicher Situationen dauert an und dürfte im bevorstehenden Sommerhalbjahr, wenn die Kanalroute stärker frequentiert werden wird, kaum enden.
Nachdem Utopia 56 den Einsatz von Gewalt gegen ein bereits auf See befindliches Schlauchboot öffentlich gemacht hat (siehe hier), berichtet das Kollektiv La Margelle nun von einem vergleichbaren Fall. Dies stärkt den Verdacht, dass es sich bei diesem illegalen Vorgehen nicht um Einzelfälle handelt.