Im September 2020 verbot der französische Staat die Verteilung von Nahrung und Getränken an Geflüchtete in bestimmten Teilen von Calais, sofern diese nicht mit staatlichem Mandat erfolgte (siehe hier). Die Verbote verschärften die humanitäre Dauerkrise in den Camps und schränkten die Handlungsmöglichkeiten zivilgesellschaftlicher Organisationen empfindlich ein. Nach viereinhalb Jahren steht nun fest: Das damalige Vorgehen der Behörden war rechtswidrig.
Kategorie: Calais
Ende Dezember 2024 starben drei Geflüchtete am Strand von Sangatte bei Calais (siehe hier). Einer von ihnen war Adnan Dafallah Moussa. Sein Bruder veröffentlichte nun einen Appell, in dem er die Beweggründe vieler Geflüchteter in Nordfrankreich beschreibt und auf Menschenwürde als Grundlage jeder Migrationspolitik besteht.
Ein weiterer Todesfall in Calais
[Updated, 5. Februar 2025] Zum vierten Mal seit Jahresbeginn wird der Tod eines Menschen gemeldet, der wahrscheinlich bei einer versuchten Grenzpassage nach Großbritannien ums Leben kam. Das Opfer ist ein Mann aus Eritrea.
Neues Sandhurst-Investment in Calais

Am Rand von Calais entsteht seit Januar 2025 eine Zaunanlage großen Ausmaßes. Neue Hochsicherheitszäune sollen die Gewerbegebiete Transmarck und Turquerie vor Migrant_innen abschirmen. Das Gebiet ist ein wichtiger Knotenpunkt für den Lastkraftverkehr nach Großbritannien, daher seit Jahren auch ein informeller Migrationspfad und Standort mehrerer Camps. Nun investiert Großbritannien 4,5 Millionen Euro in Zäune mit einer Gesamtlänge von elf Kilometern.
Der dritte Todesfall in diesem Jahr
Das Jahr 2025 beginnt so tödlich, wie das Jahr 2024 geendet hat: Erneut starb ein junger Mann bei einer versuchten Überfahrt nach Großbritannien. Es ist der dritte Todesfall seit Jahresbeginn. Das Unglück ereignete sich in der Gemeinde Sangatte, wo im Dezember und Januar bereits fünf weitere Menschen in ähnlichen Situationen starben (siehe hier und hier).
Solidaritätsmarsch in Calais

Etwa 600 Menschen versammelten sich am 11. Januar 2025 in Calais zum Granche Marche contre les politiques mortifères à la frontière Franco-Britannique. Anlass der Demonstration war das für die Region beispiellose Ausmaß der Todesfälle in den vergangenen anderthalb Jahren. Allerdings musste das Recht, dieser Menschen zu gedenken und die tödlichen Konsequenzen der Migrationspolitik anzuprangern, erst gerichtlich durchgesetzt werden.
Todesfall bei einer Bootspassage
Die Serie von Todesfällen bei Bootspassagen setzt sich fort. Am frühen Morgen des 11. Januar wurde nach einem gescheiterten Ablegemanöver am Strand von Sangatte die Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Der Mann starb am gleichen Tag, an dem eine Demonstration in Calais die tödlichen Folgen der Grenzpolitik anprangerte.

Angesichts der 89 dokumentierten Todesfälle im vergangenen Jahr ruft ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen, Gewerkschaften und linker Parteien zu einer Demonstration in Calais auf. Der Granche Marche contre les politiques mortifères à la frontière Franco-Britannique beginnt am 11. Januar in der Nähe des Drachens von Calais, einer Touristenattraktion an der Strandpromenade. Wir dokumentieren den Aufruf in einer Übersetzung aus dem Französischen.
Kurz vor dem Ende des bislang tödlichsten Jahres auf der Kanalroute hat die französisch-britische Grenze vor Sangatte mindestens drei weitere Todesopfer gefordert.