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Channel crossings & UK

Ein fataler Einsatz der Gendarmerie

Die NGO Utopia 56 macht das fatale Fehlverhalten eines Angehörigen der Gendarmerie öffentlich. Dieser habe im vergangenen Herbst den Luftschlauch eines Bootes durchstochen, das sich bereits im Wasser befand, woraufhin eine Panik ausbrach und eine junge Frau zu ertrinken drohte. Die Frau überlebte knapp, trug aber schwere gesundheitliche Beeinträchtigen davon. Während die Präfektur die Vorwürfe abstreitet, hat Utopia 56 nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

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Calais

Verbot der Verteilung von Nahrung war rechtswidrig

Im September 2020 verbot der französische Staat die Verteilung von Nahrung und Getränken an Geflüchtete in bestimmten Teilen von Calais, sofern diese nicht mit staatlichem Mandat erfolgte (siehe hier). Die Verbote verschärften die humanitäre Dauerkrise in den Camps und schränkten die Handlungsmöglichkeiten zivilgesellschaftlicher Organisationen empfindlich ein. Nach viereinhalb Jahren steht nun fest: Das damalige Vorgehen der Behörden war rechtswidrig.

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Boulogne-sur-Mer Dunkerque & Grande-Synthe

Leichenfunde bei Wimereux und Loon-Plage

Am Ende eines fatalen Jahres wurden am 21. Dezember 2024 erneut zwei Menschen aufgefunden, die offenbar während ihrer Migration nach Großbritannien starben. Einer der Toten wurde bei Boulogne-sur-Mer entdeckt, der andere bei Dunkerque.

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Allgemein

Zweifelhafte Vorwürfe gegen Utopia 56

Die in Nordfrankreich aktive NGO Utopia 56 hat über die Tageszeitung Le Monde mehrere strafrechtliche Vorermittlungen publik gemacht. Betroffen sind drei Freiwillige bzw. Bedienstete, die Vorladungen erhalten haben. Die Ermittlungen beziehen sich auf das Engagement von Utopia 56 an der französisch-britischen Grenze und gipfeln in dem Vorwurf, in Notsituationen falsche Alarme ausgelöst zu haben. Utopia 56 weist dies entschieden zurück und will durch das Öffentlichmachen der Ermittlungen für Transparenz sorgen.

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Boulogne-sur-Mer Channel crossings & UK

Nach den zwölf Toden

Gedenken an die Opfer der Havarie vom 3. September 2024 in Calais. (Foto: Julia Druelle)

Zwei Tage nach der schweren Havarie vor Kap Gris-Nez am 3. September 2024 sind weitere Umstände bekannt geworden. Es hat sich bestätigt, dass zwölf Menschen starben, darunter sechs Minderjährige; zwei weitere Menschen sind auf See verschollen und dürften kaum überlebt haben. Inzwischen wirft ein Medienbericht kritische Fragen hinsichtlich der Rettungseinsatzes auf, während die übliche politische Instrumentalisierung der Katastrophe einsetzt – und ablenkt von den strukturellen und politischen Ursachen der Tode.

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Dunkerque & Grande-Synthe

„Unser Team dachte, es würde sterben“

[Mit einem Update] Utopia 56 berichtet über eine extreme Erfahrung mit Polizeigewalt an der nordfranzösischen Küste. Der Übergriff geschah während einer maraude, einer nächtlichen Suchfahrt nach hilfesuchenden Geflüchteten bei Dunkerque. Dabei habe ein Polizist ein Team von Utopia 56 durch Schüsse mit Platzpatronen eingeschüchtet.

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Calais Dunkerque & Grande-Synthe

„We fear the worst for the days and weeks to come“

An interview with Utopia 56 about the possible takeover by the extreme right and its consequences for associations and exiles

Rechtsextreme Wahlwerbung in Calais vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 2022. (Foto: Th. Müller)

On the day after the first round of the parliamentary elections, we ask Utopia 56 about the shift to the right in France and the consequences of a possible takeover by the far-right Rassemblement National. Célestin Pichaud from Utopia 56 in Grande-Synthe explains what impact the scenario is already having and what an RN government could mean for exiled people and their supporters.

Deutsche Version weiter unten.

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Channel crossings & UK

Für die Aufarbeitung der Gewalt an den Stränden

Ende Mai veröffentlichten französische NGOs in der Libération die gemeinsame Erklärung A la frontière franco-britannique, la mort n’est pas une fatalité (An der britisch-französischen Grenze ist der Tod kein unabwendbares Schicksal). Damit wollen sie den Blick auf die Zunahme von Todesfällen in vergangenen Halbjahr lenken, den sie als Folge migrationspolitischer Fehlentscheidungen deuten. Zugleich unterstützten sie einen Vorstoß französischer Abgeordneter nach einer parlamentarischen Untersuchung zum Vorgehen der Ordnungskräfte und zur Lage der Menschenrechte im französisch-britischen Grenzraum. Lokale Initiativen legen währenddessen weitere Belege für ein gewaltsames Vorgehen gegen ablegende Schlauchboote vor.

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Allgemein Channel crossings & UK

Tendenz zu größerer Brutalität

Brennendes Schlauchboot bei einem Polizeieinsatz, April 2024. Das Foto wurde von Exilierten aufgenommen und von Utopia 56 veröffentlicht. (Credits: Utopia 56)

Protokoll einer Recherche in Nordfrankreich

Mehrmals berichteten wir an dieser Stelle über gewaltsames Vorgehen gegen ablegende Boote an nordfranzösischen Stränden. Zudem registrierten wir, dass es bei Ablegemanövern wiederholt zu Todesfällen kam. Mitte April sprachen wir in Calais und Dunkerque mit mehreren NGOs über diese Entwicklung. Wir wollten verstehen, ob solche Fälle lediglich häufiger publik werden, oder ob sie eine Tendenz zur Wahl brutalerer Methoden anzeigen. Hier unser Protokoll.

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Benelux & Deutschland Boulogne-sur-Mer Channel crossings & UK

Zwischen Le Mans, Zeebrugge und Irland

Die Havarie von Wimereux im Kontext der Grenzpassagen um die Jahreswende 2023/24

Calais im Advent 2023: Oben die Aussicht auf das Olympiajahr 2024, unten Steinschüttungen zur Verhinderung von Camps in Sichtweite des imposanten Rathauses. (Foto: Th. Müller)

Beim Ablegen eines Schlauchbootes bei Wimereux starben am frühen Morgen des 14. Januar 2024 fünf Geflüchtete (siehe hier). Vier von ihnen, Abadeh (14 Jahre), Mohamed (16 Jahre), Ayham (24 Jahre) und sein Bruder Aysar (26 Jahre), konnten inzwischen identifiziert werden; sie alle sind syrischer Nationalität. Ihr Tod fällt mit dem Wiederbeginn der Bootspassagen nach einer fast einmonatigen Unterbrechung zusammen. Doch auch in dieser witterungsbedingten Pause kam es zu lebensbedrohlichen Situationen, und zwar an Bord von Kühlfahrzeugen. Dies zeigt einmal mehr, dass hochriskante Grenzpassagen nicht nur per Schlauchboot stattfinden und dass sie einen sehr viel weiteren geographischen Raum betreffen als den Küstenabschnitt von Boulogne-sur-Mer, Calais und Dunkerque.