In den frühen Morgenstunden des 15. Februar 2025 havarierte vor Calais ein Schlauchboot mit 70 Geflüchteten an Bord. Dabei starb eine Person. Die Zahl der Todesopfer an der EU-Außengrenze zu Großbritannien steigt damit auf sieben seit Jahresbeginn.
Autor: tm
Ende Dezember 2024 starben drei Geflüchtete am Strand von Sangatte bei Calais (siehe hier). Einer von ihnen war Adnan Dafallah Moussa. Sein Bruder veröffentlichte nun einen Appell, in dem er die Beweggründe vieler Geflüchteter in Nordfrankreich beschreibt und auf Menschenwürde als Grundlage jeder Migrationspolitik besteht.
Zwei Todesopfer bei Berck
Die Serie von Todesfällen bei der Passage des Ärmelkanals dauert an. Südlich von Boulogne-sur-Mer wurden am 9. Februar die Leichen zweier Männer entdeckt, die wahrscheinlich bei einer versuchten Bootspassage nach Großbritannien gestorben sind. Die Zahl der Todesfälle seit Jahresbeginn steigt damit auf sechs.
Räumungen in 2024: Ein Überblick
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Die informellen Lebensorte der Exilierten in den Regionen Calais und Dunkerque waren im vergangenen Jahr über 800 mal Ziel polizeilicher Räumungen. Flankiert waren die Räumungen von Beschlagnahmungen und Festnahmen, der Zerstörung informeller Infrastrukturen und massiven baulichen Maßnahmen. Erstmals dokumentiert wurden in der Region um Boulogne-sur-Mer. Hier ein Überblick auf Grundlage der kontinuierlichen Beobachtung der Human Rights Observers (HRO).
Ein weiterer Todesfall in Calais
[Updated, 5. Februar 2025] Zum vierten Mal seit Jahresbeginn wird der Tod eines Menschen gemeldet, der wahrscheinlich bei einer versuchten Grenzpassage nach Großbritannien ums Leben kam. Das Opfer ist ein Mann aus Eritrea.
Die britische Regierung konkretisiert ihre Pläne für verschärfte gesetzliche Reglungen gegen Bootspassagen. Vorgesehen ist u.a. die Einführung eines Straftatbestandes „Gefährdung von Leben auf See (Endangering lives at sea)“, der die schon gängige Kriminalisierung der Steuerleute auf andere Bootspassagier_innen erweitern könnte. Deutschland könnte die migrationspolitische Verschärfung flankieren, indem es eine Reglungslücke im deutschen Strafrecht schließt und die undokumentierte Einreise nach Großbritannien kriminalisiert.
Neues Sandhurst-Investment in Calais
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Am Rand von Calais entsteht seit Januar 2025 eine Zaunanlage großen Ausmaßes. Neue Hochsicherheitszäune sollen die Gewerbegebiete Transmarck und Turquerie vor Migrant_innen abschirmen. Das Gebiet ist ein wichtiger Knotenpunkt für den Lastkraftverkehr nach Großbritannien, daher seit Jahren auch ein informeller Migrationspfad und Standort mehrerer Camps. Nun investiert Großbritannien 4,5 Millionen Euro in Zäune mit einer Gesamtlänge von elf Kilometern.
Der dritte Todesfall in diesem Jahr
Das Jahr 2025 beginnt so tödlich, wie das Jahr 2024 geendet hat: Erneut starb ein junger Mann bei einer versuchten Überfahrt nach Großbritannien. Es ist der dritte Todesfall seit Jahresbeginn. Das Unglück ereignete sich in der Gemeinde Sangatte, wo im Dezember und Januar bereits fünf weitere Menschen in ähnlichen Situationen starben (siehe hier und hier).
Die britische Regierung kündigt ein neuartiges Instrument zur Bekämpfung der „irregulären Migration“ an: Sanktionen gegen Schleusernetzwerke und Akteure, die von Bootspassagen am Ärmelkanal profitieren. Dies, so die Regierung, sei weltweit einzigartig und werde das Geschäft der Schleuser_innen im Kern treffen. Dabei bestehen Zweifel, ob dies gelingen kann. Indirekt könnte es einen populistischen Blick auf Migration verstärken.
Solidaritätsmarsch in Calais
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Etwa 600 Menschen versammelten sich am 11. Januar 2025 in Calais zum Granche Marche contre les politiques mortifères à la frontière Franco-Britannique. Anlass der Demonstration war das für die Region beispiellose Ausmaß der Todesfälle in den vergangenen anderthalb Jahren. Allerdings musste das Recht, dieser Menschen zu gedenken und die tödlichen Konsequenzen der Migrationspolitik anzuprangern, erst gerichtlich durchgesetzt werden.