In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai 2025 havarierte im Ärmelkanal erneut ein überladenes Schlauchboot. Ein Mensch starb – es ist der dritte Todesfall auf der Kanalroute innerhalb einer Woche. Eine weitere Person wird vermisst.
Schlagwort: Boulogne-sur-Mer
Bei der Havarie eines Schlauchboots im Seegebiet bei Boulogne-sur-Mer starb in der Nacht vom 11. zum 12. Mai 2025 erneut ein Geflüchteter. Das Unglück ereignete sich, als nach einer Schlechtwetterperiode zahlreiche riskante Überfahrten stattfanden. Gleichzeitig berichten NGOs, dass sich verschkechternde Lebensbedingungen in den Camps die Bereitschaft der Menschen erhöhen, größere Risiken auf sich zu nehmen.

Seit Längerem ist absehbar, dass die Zahl der Bootspassagen in diesem Jahr bislang größer ist als im gleichen Zeitraum der Vorjahre. Am gestrigen 28. April wurde die Marke von 10.000 dokumentierten Ankünften überschritten.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 passierten annähernd 6.642 Menschen den Ärmelkanal in Schlauchbooten. Es ist der höchste jemals registrierte Wert für diesen Zeitraum und ein Anstieg von 22 % gegenüber dem Vorjahr. Auch befanden sich im Durchschnitt noch nie so viele Menschen an Bord. Insgesamt setzt sich ein Ausweichen auf die ungünstigere Jahreszeit fort (siehe hier), dem in geographischer Hinsicht ein Ausweichen auf weiter entfernte Küstengebiete entspricht. Zum ersten Mal wurde ein Notruf aus dem Seegebiet vor Cherbourg dokumentiert.
Nach einer Schlechtwetterphase fanden in den vergangenen Tagen zahlreiche Bootspassagen nach Großbritannien statt. Dabei starben am 19. und 20. März 2025 zwei Exilierte. Ihr Tod ist symptomatisch: Die im Herbst 2023 begonnene Häufung tödlicher Situationen dauert an und dürfte im bevorstehenden Sommerhalbjahr, wenn die Kanalroute stärker frequentiert werden wird, kaum enden.
Räumungen in 2024: Ein Überblick

Die informellen Lebensorte der Exilierten in den Regionen Calais und Dunkerque waren im vergangenen Jahr über 800 mal Ziel polizeilicher Räumungen. Flankiert waren die Räumungen von Beschlagnahmungen und Festnahmen, der Zerstörung informeller Infrastrukturen und massiven baulichen Maßnahmen. Erstmals dokumentiert wurden in der Region um Boulogne-sur-Mer. Hier ein Überblick auf Grundlage der kontinuierlichen Beobachtung der Human Rights Observers (HRO).

Bei einer versuchten Bootspassage nach Großbritannien verloren am heutigen 30. Oktober 2024 mindestens vier Menschen das Leben. Einer von ihnen starb während einer Bergungsaktion, die Leichen der anderen anderen wurden im Verlauf des Tages an den Strand gespült. Damit setzt sich ein Muster von Todesfällen fort, die sich momentan wöchentlich in sehr ähnlicher Form ereignen. Schauplatz der aktuellen Todesfälle war das Küstengebiet südlich von Boulogne-sur-Mer.
Wieder ein Todesfall
Bei einer versuchten Bootspassage nach Großbritannien ist erneut ein Mensch gestorben. Wie La voix du Nord und BBC melden, ereignete sich das Unglück am Morgen des heutigen 27. Oktober 2024 vor Tardinghen, einer Gemeinde zwischen Calais und Boulogne-sur-Mer. Offenbar havarierte ein Boot mit über 50 Passagier_innen kurz nach der Abfahrt. Die Menschen konnten zum Ufer zurückschwimmen. Ein etwa vierzigjähriger Mann aus Indien habe jedoch einen Herzstillstand erlitten. Wiederbelebungsversuche durch die Rettungskräfte hatte keinen Erfolg.
Nach einer Schlechtwetterphase, in der kaum Schlauchboote übersetzten, war der 5. Oktober 2024 der Tag mit den meisten Bootspassagen seit Jahresbeginn. Am diesem Tag kam es zu zwei weiteren tödlichen Ereignissen. Dabei starben vier Menschen, unter ihnen ein Kind im Alter von zwei Jahren. Mit ihrem Tod setzt sich die fatale Dynamik der Vormonate fort. Seit Jahresbeginn starben 57 Menschen bei dem Versuch, Großbritannien zu erreichen. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit steigt ihre Zahl noch stärker an.[Updated, 6. Oktober 2024]
Ob Labour, Tories oder rechte Randalierer*innen: in Großbritannien wollen alle die Flüchtlingsboote über den Ärmelkanal stoppen. Für jene, die darin sitzen, bedeutet dieser Diskurs eine Gefahr, die immer öfter tödlich endet.
