Seit Anfang November agieren Aktivisten der britischen Gruppierung Raise the Colours regelmäßig in Nordfrankreich. Die Gruppe reist jeweils für einige Tage an und filmte bislang vor allem an Stränden und Camps in der Region von Calais und Dunkerque, später auch in Paris. Für den 29. November werden nun offenbar größere Aktionen vorbereitet. Das auf die extreme Rechte spezialisierte Magazin Searchlight rät zur Wachsamkeit.
Schlagwort: Camps
Wegen menschenunwürdiger Bedingungen in den Camps bei Dunkerque verklagen sechs zivilgesellschaftliche Organisationen den französischen Staat. Sie reagieren damit auf eine Zuspitzung der Situation von mehr als zweitausend Menschen ohne geregelten Zugang zu lebenswichtigen Gütern und Infrastrukturen. Frühere Klagen lassen darauf hoffen, dass das Gericht zugunsten der Kläger_innen entscheiden wird.
Todesfall nach Spannungen in Calais
In den Nachtstunden des 29. August wurde in Calais erneut ein Geflüchteter tot aufgefunden. Es war ein junger Mann aus dem Sudan, der vermutlich gewaltsam zu Tode kam. Französische Medien sehen einen Zusammenhang mit gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Exilierten, die sich Stunden zuvor in der Nähe des Fundorts der Leiche zugespitzt hatten.
Inzwischen zeichnet sich ein etwas klareres Bild dessen ab, was am frühen Abend des 15. Juni im Jungle von Loon-Plage geschah. Die französischen Behörden gaben den Tod einer zweiten Person bekannt und halten nun offenbar einen versehentlich abgegeben Schuss sowie einen Suizid für möglich; die beiden Toten sind Kurden aus dem Irak. Für die Bewohner_innen des Jungle trat in den Tagen danach eine materielle Extremsituation ein: Rund tausend Menschen verloren zeitweise ihren einzigen Zugang zu sauberem Wasser.
Einen Tag, nachdem bei Loon-Plage ein junger Mann aus dem Sudan durch eine Kopfschuss getötet und fünf weitere verletzt wurden (siehe hier), kam es am 15. Juni zu einer weiteren tödlichen Gewalttat. Französiche Medien berichten von einem Todesopfer, einem Schwer- und einem Leichtverletzten. Ein Sender aus dem irakisch-kurdischen Erbil veröffentlicht eine abweichende Darstellung.
Pöbeln, drohen, filmen: UKIP in Calais

Eine Gruppe britischer Rechtsextremisten um Nick Tenconi, den Anführer der UK Independence Party (UKIP), provozierte 4. Juni 2025 an einer Verteilungsstelle für Nahrung und Hilfsgüter in Calais. Aggressiv auftretend, drohte er Geflüchteten, provozierte Helfer_innen und filmte die Szene für eine Spendenkampagne, die weitere Aktionen in Nordfrankreich ermöglichen soll. Ob dies gelingt, ist zweifelhaft, doch rückt die Kanalroute stärker in den Fokus der extremen Rechten.
Abfall vor Gericht
Update 12. Juni 2025: Das Verwaltungsgericht Lille hat den Eilantrag am 10. Juni abgewiesen. Es geht nicht davon aus, dass die beanstandete Verweigerung einer regulären Abfallentsorgung eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung darstellt, und dass – anders als aus Sicht der Associations – die bisherige Praxis der Stadt ausreiche, Abfälle spontan oder nach Meldung irregulärer Entsorgungsstellen einzusammeln.
Vor dem Verwaltungsgericht Lille wurden gestern vor großem Publikum die mündlichen Plädoyers in einem Prozess gehalten, in dem verschiedene Associations aus Calais erreichen wollen, dass die Stadt sich um eine Müllentsorgung für die Lebensorte der Exilierten in ihrem Gebiet kümmert. Obwohl der Vertreter der Stadt erklärtermaßen vor allem prozesstaktisch plädierte, waren seine Ausführungen im Ergebnis hochpolitisch. Ein vorläufiges Urteil im Eilverfahren wird bis spätestens nächste Woche Dienstag erwartet.

Weil sie sich angeblich zu nah an einem Bahngleis befanden, wurden zwei Freiwillige der Calaiser NGO Human Rights Observers Anfang April festgenommen und 17 Stunden in Polizeigewahrsam gehalten. Sie hatten einen Polizeieinsatz an einem informellen Lebensort von Exilierten in Calais dokumentieren wollen. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Menschenrechtslage in Calais, aber auch auf die Bedingungen, unter denen sie unabhängig beobachtet werden kann.
Am 11. April 2025 starb erneut eine Geflüchtete in Nordfrankreich. Der Todesfall ereignete sich in einem Camp bei Loon-Plage nahe Dunkerque. Über die Identität der leblos aufgefundenen Frau und die Umstände ihres Todes liegen bislang nur bruchstückhafte Informationen vor.
Im September 2020 verbot der französische Staat die Verteilung von Nahrung und Getränken an Geflüchtete in bestimmten Teilen von Calais, sofern diese nicht mit staatlichem Mandat erfolgte (siehe hier). Die Verbote verschärften die humanitäre Dauerkrise in den Camps und schränkten die Handlungsmöglichkeiten zivilgesellschaftlicher Organisationen empfindlich ein. Nach viereinhalb Jahren steht nun fest: Das damalige Vorgehen der Behörden war rechtswidrig.