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Benelux & Deutschland

An der Peripherie des Transitraums

Die Entwicklung in der Wallonie

Der Fokus der wissenschaftlichen, aktivistischen und medialen Beschäftigung auf Calais als Kulminationspunkt und Symbolort der klandestinen kontinentaleuropäisch-britischen Migration lässt die Entwicklungen an den Rändern dieses Transitraumes oft unsichtbar werden. Dabei haben sich die Versuche, nach Großbritannien zu gelangen, längst auch nach Belgien ausgeweitet, und zwar nicht nur in der flämischen Küstenregion und in der Hauptstdt Brüssel, sondern auch an wenig bekannten Orten in der Wallonie, also der frankophonen Teilregion des belgischen Nationalstaates. Wir haben an dieser Stelle bereits über die Kleinstadt Waremme berichtet (siehe hier) und möchten den Blick nun auch auf andere Orte in den belgischen Provinzen Lüttich, Luxemburg und Hainaut (Hennegau) richten.

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Channel crossings & UK

Mehr erfolgreiche Passagen denn je

Im März und April 2020 gelangten so viele Geflüchtete auf Booten nach Großbritannien wie noch nie seit der Etablierung dieser maritimen Migrationsroute vor anderthalb Jahren. Die Entwicklung hatte sich bereits in den Wintermonaten abgezeichnet und dürfte sich, begünstigt durch das günstigere Wetter im Frühling und Sommer, wahrscheinlich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.

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Corona

Migrant_innen in Abschiebehaftanstalten und Camps: „Entcampen“, um zu schützen

von Michel Agier

mit Beiträgen von Louis Barda (Médecins du Monde), Véronique Nahoum Grappe (EHESS und LDH), Claire Rodier (Gisti und Migreurop) und Nan Suel (Terre d’errance)

Aus dem Französischen übersetzt von Nicole Guyau und Brigitte Vogt-Klein

Vorbemerkung: Der Text erschien unter dem Titel Personnes migrantes en centres de rétention et campements. Désencamper pour protéger in der Zeitschrift De facto (Nr. 18, April 2020) des Institut Convergences Migrations. Der Anthropologe und Migrationsforscher Michel Agier gibt darin einen Überblick über die Situation in französischen Abschiebegefängnissen, Camps und informellen Siedlungen in der ersten Phase der Corona-Krise Anfang April 2020. Damit stellt er Calais in einen weiten geographischen Kontext und analysiert Prozesse einer temporären, unvollständigen und krisengetriebenen Eröffnung des Zugangs zu Menschenrechten bei gleichzeitiger bzw. verstärkter Exklusion. Für die freundliche Erlaubnis zur Übersetzung ins Deutsche und zur Veröffentlichung an dieser Stelle danken wir dem Autor.

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Benelux & Deutschland

Die Situation in Brüssel

Wie bereits früher berichtet, dient neben anderen belgischen Orten auch Brüssel als Ausgangspunkt für den Weg über den Ärmelkanal. Zu Beginn des confinement (belgische Ausgangsbeschränkungen) waren sie im März 2020 aus dem Parc Maximilien, ihrem bereits vor Jahren etablierten Treffpunkt und zeitweise auch Übernachtungsplatz verdrängt und sehr schnell in Unterkünften untergebracht worden. Diese befinden sich in der gleichen Stadt und werden von solidarischen zivilgesellschaftlichen Organisationen betrieben.

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Calais

Care4Calais über den Einsatz von CS-Gas

Der Einsatz von CS-Gas als Teil polizeilicher Routine wurde in Calais wiederholt beobachtet und dokumentiert. Die britische Organisation Care4Calais machte nun einen aktuellen Fall öffentlich, der den Einsatz und die gesundheitlichen Folgen des Reizgases dokumentiert, aber auch deutlich macht, wie schwierig es war, eine medizinische Versorgung des Opfers zu organisieren. Der am 11. April 2020 zunächst auf der Facebookseite der Organisation, später dann auch auf ihrer Website, veröffentlichte Bericht beruht auf der zufälligen Begegnung eines Mitarbeiters der Organisation mit einem schwer im Gesicht verletzten Opfer.

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Allgemein

Zur Illegalität der Räumungen

Sonderberichterstatterin der UN und Refugee Rights Europe zur Menschenrechtslage

Wir berichteten in diesem Blog wiederholt über exzessive Räumungen von Camps, deren Bewohner_innen in aller Regel keine alternative Unterbringung geboten wird. Um die Illegalität dieser Praxis besser zu verstehen, helfen zwei Berichte, die im März und April 2020 veröffentlicht wurden. Verfasst wurden sie zum einen von der Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für das Recht auf Wohnen, Leilani Farha, und zum anderen von der zivilgesellschaftlichen Organisation Refugee Rights Europe, letzterer in Zusammenarbeit mit den lokal tätigen Initiativen Help Refugees und Human Rights Observers. Beide Berichte machen deutlich, wie eklatant das Vorgehen der französischen Behörden sowohl gegen internationales wie nationales Recht verstößt.

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Calais Corona Dunkerque & Grande-Synthe

We are refugees among a lot of viruses

by Nabaz Sharif (Northern France)

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Calais Corona

Evakuierungen, Zahlenspiele, Realitätsverlust

Der französische Fernsehsender France3 berichtete am 16. April 2020 über die Situation in Calais. Nach Angaben der Präfektur des Departements Pas-de-Calais haben sich demnach fünf Migrant_innen mit dem Coronavirus infiziert, von denen zwei genesen und drei isoliert worden seien. Insgesamt 290 Personen seien während des confinement (den französischen Ausgangsbeschränkungen) von den Behörden in Aufnahmezentren, Sportstätten und Hotels des Departements untergebracht worden.

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Calais Corona Dunkerque & Grande-Synthe

Umfrage unter den Geflüchteten

Die in Calais tätige britische Organisation Care4Calais veröffentlichte am 19. April 2020 über Facebook die Ergebnisse einer Umfrage unter 150 Geflüchteten in Calais und Grande-Synthe (Dunkerque). Es ist die erste durch Befragungen einer größeren Gruppe ermittelte Stimmungsbild seit dem Beginn der Corona-Krise. Sie zeigt u.a., dass Ängste in Bezug auf die konkrete Lebenssituation und die Ernährungslage größer sind als die Furcht vor einer Infektion, worin sich auch nach Ansicht der Organisation die desaströse Versorgungslage und das fehlende Vertrauen in den französischen Staat spiegeln.

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Calais Corona

Am Anfang der Seuche

Passeurs d’hospitalités über Calais im März

Um den Beginn der Corona-Krise im Jungle besser zu verstehen, hilft ein Blick in den Weblog Passeurs d’hospitalités. Zwischen 2014 und 2018 war er so etwas wie eine Chronik der Ereignisse: Sprachrohr keiner einzelnen Initiative, aber mit seiner kritischen analytischen Sicht an der Seite der Exilierten. Nach längerer Pause wurden am 17. und 18. März 2020 zwei neue Berichte veröffentlicht. Julia Druelle beschreibt darin die Situation am Beginn der Coronakrise und an den ersten Tagen des confinement, aber noch vor dem Auftreten der ersten Infektionen. Wir dokumentieren die Texte in deutscher Übersetzung.