Am Ende eines fatalen Jahres wurden am 21. Dezember 2024 erneut zwei Menschen aufgefunden, die offenbar während ihrer Migration nach Großbritannien starben. Einer der Toten wurde bei Boulogne-sur-Mer entdeckt, der andere bei Dunkerque.
Schlagwort: Loon-Plage
Nachdem fünffachen Mord bei Dunkerque, dem am 14. Dezember 2024 u.a. zwei iranische Kurden aus dem Jungle von Loon-Plage zum Opfer fielen (siehe hier), gaben die Behörden weitere Informationen zum Hergang der Tat und zur Person des Täters Paul Domis bekannt. Vieles bleibt unklar, auch das Motiv. Allerdings gibt es Berührungspunkte zwischen dem Täter und der Migrationsabwehr an der Kanalküste.
Im Umfeld von Dunkerque ereignete sich am gestrigen 14. Dezember 2024 eines der schwersten Gewaltverbrechen der nordfranzösischen Küstenregion. Insgesamt wurden fünf Menschen ermordet, darunter zwei Exilierte aus dem Jungle von Loon-Plage. Der Täter, ein junger Mann aus Dunkerque, stellte sich später den Behörden. Das Motiv für die fünf Morde ist bislang unklar.
Ob Labour, Tories oder rechte Randalierer*innen: in Großbritannien wollen alle die Flüchtlingsboote über den Ärmelkanal stoppen. Für jene, die darin sitzen, bedeutet dieser Diskurs eine Gefahr, die immer öfter tödlich endet.
Westlich von Dunkerque entsteht seit Herbst 2023 eine ausgedehnte Anlage aus Metallzäunen und anderen Barrieren (siehe hier). Es ist eine der größten antimigrantischen Architekturen an der nordfranzösischen Küste überhaupt. Die Anlage überzieht den Jungle von Loon-Plage und mit ihm den Ausgangspunkt für zahlreiche Bootspassagen nach Großbritannien. Die Investition von über 5 Millionen Euro bewirkte bislang jedoch lediglich eine Verlagerung des Camps um einige hundert Meter. Die katastrophale Versorgungs- und Sicherheitslage für die Bewohner_innen des Jungle dürfte sich eher weiter verschlechtern.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 2024 kontaminierten Unbekannte einen Trinkwassertank bei Dunkerque mit einer dunkelblauen Substanz. Der Behälter ist Teil einer zivilgesellschaftlichen Infrastruktur, die mehrere hundert Bewohner_innen des Jungle von Loon-Plage mit sauberem Wasser versorgt. Zwar hat es bereits mehrfach Sabotageakte gegen die Trinkwasserversorgung von Camps gegeben, doch ist es die erste Tat, die auf diese Weise verübt wurde. Unklar ist bislang, welche Substanz verwendet wurde, ob sie gesundheitsschädlich ist und wer die Tat aus welchem Motiv beging.
Journalistische Recherchen werfen Schlaglichter auf das Geschäft mit dem Grenzregime am Ärmelkanal
Es ist nicht möglich, das Geschehen auf der Kanalroute zu verstehen, ohne die Ökonomie, die Organisation und die Machtstrukturen des Schleusens in den Blick zu nehmen. Gleichzeitig ist dieser Blick verstellt, denn das hochprofitable Geschäft vollzieht sich in einer für uns unzugänglichen Sphäre. Regelmäßig melden lokale Medien die Festnahme oder Verurteilung einer involvierten Person, doch haben diese oft nur eine unbedeutende Rolle gespielt. Die zunehmende Kriminalisierung der Steuerleute der Schlauchboote weitet den Vorwurf der Schleusung auf die Geflüchteten selbst aus und geht damit völlig an den Profiteuren des Geschäfts vorbei. Aufwändige internationale Polizeiaktionen, teils koordiniert durch Europol, richten sich zwar gegen übergeordnete Akteure, doch zeigen sie auch, dass diese kaum greifbar sind. Und nicht zuletzt kommt es immer wieder zu Tötungsdelikten, die an mafiose Strukturen erinnern. Aktuelle Medienrecherchen ermöglichen nun partielle Einblicke.
Der Bau weitläufiger Zäune verändert seit einigen Monaten den Jungle von Loon-Plage. Wer für den Bau der Anlage verantwortlich ist, wer ihn finanziert und welches Ausbauziel erreicht werden soll, bedarf weiterer Recherchen. Doch bereits jetzt ist sichtbar, dass die Anlage einen Einschnitt darstellt. Dabei gilt die Situation im Jungle momentan als extrem angespannt.
[Update, 20. April 2024]
Erneut ist im Kontext mit der kanalübergreifenden Migration ein Mensch gestorben. Der Todesfall ereignete sich am 18. April 2024 bei Dunkerque, lokale Berichte sprechen von einem Verkehrsunfall. Das Opfer ist nicht identifiziert. Nach unserer Zählung ist es der vierzehnte Todesfall seit Jahresbeginn. Möglicherweise steht der Tod im Zusammenhang mit dem Bau von Sperranlagen im Gebiet des Jungle von Loon-Plage.
In der Nähe des Jungle von Loon-Plage bei Dunkerque ist am 1. April 2024 erneut ein Mensch getötet worden. Es ist dort bereits das zweite Tötungsdelikt seit Jahresbeginn, nachdem es in den Vorjahren wiederholt zu tödlicher Gewalt gekommen war. Die Taten werden kriminellen Netzwerken zugeschrieben, doch die Hintergründe der aktuellen Tat sind bislang unklar.