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Channel crossings & UK

Kleine Boote, große Bedrohung

Zu Konjunktur und Hysterie der Kanal-Überfahrten

Sechs Boote und ein Kajak – mit diesen Gefährten überquerten insgesamt 80 Migranten am letzten Dienstag im Mai die Meerenge von Calais: 15 Frauen und 65 Männer, so bestätigte das Londoner Home Office, aus den Herkunftsländern Libyen, Marokko, Irak, Syrien, Kuwait, Iran, Afghanistan, Eritrea und Sudan. Britische Border Force – Schiffe brachten die Passagiere nach Dover, wo sie medizinisch versorgt wurden, hieß es weiter. Die Immigrationsbehörde werde einen Teil von ihnen zunächst festhalten, während andere zurück nach Frankreich gebracht werden sollten.

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Channel crossings & UK

„Keine legalen Einreisewege mehr“

Interview mit Help Refugees zur rechlichen Situation in der Brexit-Übergangsphase

Wir berichteten vor einigen Tagen über das Vorhaben der britischen Regierung, bestehende Verpflichtungen zur Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter mit Familienangehörigen in Großbritannien zu beenden. Hintergrund war der Entwurf eines Abkommens, mit dem die britische Regierung in der anstehenden Verhandlungsrunde zum Brexit-Vertrag die bisherigen Verpflichtungen aus der Dublin III-Verordnung durch unverbindliche Regelungen ersetzen möchte. Gleichzeitig hatte die britische Regierung das Ende einer 2016 gesetzlich verankerte Regelung zur Aufnahme eines Kontingents unbegleiteter Minderjähriger, des Dubs-Programms (Dubs scheme), bekanntgegeben. Im folgenden Interview fragten wir Josie Naugthon, Geschäftsführerin von Help Refugees, über die heutige rechtliche Situation in der Übergangsphase zwischen dem Vollzug des Brexit im Januar 2020 und dem geplanten Abschluss eines Brexit-Vertrags zum Jahresende.

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Sichere Passagen werden gekappt

Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Calais und anderen nordfranzösischen Orten besteht bislang eine Chance, legal nach Großbritannien einreisen zu dürfen. Sofern Familienangehörige dort lebten, können sie sich auf Regelungen zur Familienzusammenführung in der Dublin-Verordnung der EU berufen. Für weitere Kinder und junge Jugendliche, die aufgrund ihrer Lebensumstände besonders gefährdet waren, war 2016 eine gesetzliche Sonderregelung, das Dubs Amendment nach dem historischen Vorbild der sogenannten Kindertransporte zur Rettung jüdischer Kinder in den Jahren 1938/39 geschaffen worden. Wie in den vergangenen Tagen bekannt wurde, hat die britische Regierung unter Boris Johnson dieses sogenannte Dubs-Verfahren für beendet erklärt und beabsichtigt darüber hinaus, die Regelungen zur Familienzusammenführung im Zuge der weiteren Brexit-Verhandlungen mit der EU abzuschaffen.

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Calais Channel crossings & UK Corona

„Es ist verrückt, es ist unmenschlich, es funktioniert nicht, aber es wird so weitergehen“

Deutsche Fassung

Maya Konforti von L‘Auberge des Migrants ist in Calais und Grande-Synthe seit 2014 aktiv. In diesem Interview reflektiert sie die jüngste Entwicklung und analysiert den aktuellen Stand der Evakuierungen, des Confinement (französische Corona-Schutzmaßnahmen), der Polizeigewalt und der Bootspassagen. Wir veröffentlichen den inhaltlich sehr dichten Text auf diesem Blog als Longread-Format.

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Calais Channel crossings & UK Corona

“What’s happening is crazy, it’s inhumane, it doesn’t work, but it’s going to continue.”

English version

Maya Konforti of L´Auberge des Migrants has been on the ground in Calais and Grande- Synthe since 2014. In this interview she reflects the recent development and analyzes the current state of evictions, confinement, police violence and boat crossings. This is the closest so far we have come to a longread on this blog. German version will follow.

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Mehr erfolgreiche Passagen denn je

Im März und April 2020 gelangten so viele Geflüchtete auf Booten nach Großbritannien wie noch nie seit der Etablierung dieser maritimen Migrationsroute vor anderthalb Jahren. Die Entwicklung hatte sich bereits in den Wintermonaten abgezeichnet und dürfte sich, begünstigt durch das günstigere Wetter im Frühling und Sommer, wahrscheinlich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.

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Zunahme der Bootspassagen

Seit Beginn des Jahres 2020 ist es ungefähr 500 Migrant_innen gelungen, auf Booten von der französischen und belgischen Küste nach Großbritannien zu gelangen. Obwohl im Februar mehrere schwere Stürme die Kanalregion heimsuchten und im März massive Einschränkungen der Bewegungsfreiheit aufgrund der Corona-Pandemie in Kraft traten, ist dies die höchste Anzahl für die Wintermonate seit der Verfestigung dieser maritimen Migrationsroute vor anderthalb Jahren.

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Vorgeschichte – Teil 3: channel crossings

Das am häufigsten genutzte Mittel, um den Ärmelkanal klandestin zu überqueren, war zumeist das Versteck in einem Lastwagen, seltener in einem Fernbus oder einem Zug. Hinzu kamen zu hohen Preisen angebotene Schleusungen mithilfe professioneller Schmuggeltechniken. Nachdem die Infrastrukturen des Frachtverkehrs um Calais inzwischen großräumig abgeschirmt und überwacht werden und weitere Häfen aufgerüstet wurden, hat sich die Suche nach einem geeigneten Lastwagen weit in das französische und belgische Hinterland ausgeweitet, reicht inzwischen bis in den Lütticher und Luxemburger Raum und berührte punktuell die deutsch-belgische Grenze bei Aachen. Dies änderte sich im Herbst 2018, als die Zahl der Bootspassagen sprunghaft zunahm.

Strand des Ärmelkanals östlich von Calais, Februar 2020 (Foto: Thomas Müller)